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Samstag, 17. Juni 2017
Die Lang Tour, Part I
gedankensturm, 03:09h
Schon bei unserer Ankunft erzählten uns die zwei Schwedinnen begeistert von der Lang Tour, an der sie gerade teilgenommen hatten. Sie waren schon viele Wochen in Asien unterwegs und priesen diesen - vom wundervollen Lang Chia Hostel nur bei ausreichender Nachfrage organisierten - Bootstripp als absolutes Highlight an. Fortan versuchten M. und ich, jeden Reisenden zur Teilnahme zu bewegen. Das Problem war, dass die Lang Tour bei unserer Ankunft gerade stattgefunden und die interessierten Personen folglich schon in den Genuss dieser Unternehmung gekommen waren. An unserem letzten Tag vor der Abreise hatten sich dann aber doch noch genug Menschen auf der Kreidetafel eingeschrieben und die Tour konnte starten.
Also brachen wir einmal mehr in einem kleinen Minibus zusammengepfercht und gut gelaunt auf Richtung Süden. An einem kleinen Hafen hüpften wir in eine kleine Nussschale und nahmen Kurs auf die Mininachbarinseln. Wir durften auch mal ans Steuer. Irgendwie ein ziemlich gutes und beruhigendes Gefühl, ein Boot zu steuern. Noch angenehmer als Auto fahren. Unser erstes Ziel war ein Fischerdorf, das zufällig (mein naives Ich möchte daran glauben) gerade ein abgefahrenes Fest feierte. Es drehte sich um einen großen Fisch, mit dem das Dorf jahrelang beef hatte. Bis zu dem Tag vor 15 Jahren, als er einem Fischer das Leben rettete. So die Legende. Für die Leute auf jeden Fall Grund genug, sich ordentlich zu betrinken. Zumindest für den Dorfältesten, der mit uns am Tisch saß und jeden Mann dazu nötigte, mit ihm Reisschnaps zu trinken. Je mehr er trank, desto mehr begeisterte er sich für unsere Mädels, vor allem die blonden. Am Ende war er richtig voll und bekam einen Anschiss von seiner Frau. Die Dorfbewohner tischten in der Zwischenzeit ständig neue verrückte Speisen auf, Hühnerfüße und -köpfe inklusive.
Der zweite Stopp fand an einem kleinen Riff statt, wo wir eine Weile schnorchelten. Das Wasser war klar und die Sicht gut, aber es wollten sich nur wenige Fische zeigen. Dafür habe ich am Meeresboden ein Herz gefunden. Ist wohl jemandem aus dem Boot gefallen. Davy Jones? Man weiß es nicht.
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Freitag, 14. April 2017
Im Boot nach Phú Quốc
gedankensturm, 21:39h
Und diesmal lief alles glatt. Allerdings nicht bei unserem Minibus, der uns zunächst planmäßig um 7 Uhr morgens einsammelte. Dann gondelte der Fahrer durch Phnom Penh und stritt sich zunehmend mehr mit seiner Frau / Kollegin. Wir hielten an drei Hostels ohne eine einzige Person aufzunehmen. Am vierten stieg ein Backpacker hinzu, dem nach einer Weile auffiel, dass er seinen Pass im Hostel vergessen hatte. Weil für eine Rückholaktion keine Zeit mehr war, mussten wir ihn unterwegs rauslassen, so dass er eine spätere Verbindung nehmen musste. So fuhren wir eine Stunde durch die Gegend bis wir schließlich den Abfahrtspunkt erreichten. Als die anscheinend schon länger dort ausharrenden Leute zu uns dazu stiegen, wurde klar, dass es eng werden würde. Daher wurde die Fahrt wieder relativ strapaziös, aber so lernten wir auch Moni und ihre Freundin kennen und konnten uns ein wenig quatschend die Zeit vertreiben. Der Minibus war pickepackevoll. Außerdem hatte ich den ganzen Tag noch nichts zu mir genommen und zu allem Überfluss das leckere Essen vom Vortag so überhaupt nicht vertragen. Tja, da muss ich jetzt durch.
Als unser Busfahrer am kambodschanisch-vietnamesischen Grenzübergang ohne nähere Erklärung unsere Reisepässe einsammelte und zwei Typen mit Motorradhelmen gab, die anschließend auf ihren Bikes davon brausten, wurden wir ja schon ein wenig unruhig. Unser Glauben an die Menschheit konnte jedoch zeitgleich mit der Vermutung bestätigt werden, dass die beiden dem vietnamesischen Grenzposten die Pässe brachten, damit die Beamten dort schon einmal unsere Visa überprüfen und abstempeln konnten. Dennoch dauerte es eine gefühlte Ewigkeit und erforderte eine kleine inoffizielle Bearbeitungsgebühr. Aber interessant, dass die kambodschanischen und vietnamesischen Behörden so eng zusammenarbeiten.
Abends - Lang Chia Hostel, Duong Dong, Phú Quốc
Angekommen im Paradies. Hier ist einfach nur Urlaub. Gechillt und entspannt. Das Hostel ist sehr, sehr cool eingerichtet. Bambusstühle und Holztafeln am Eingang, ein überdachter, aber an den Seiten offener Mittelteil, der mit einer Sitz-/ Liegeecke ausgestattet ist. Davor steht ein Boot, das mit Muscheln gefüllt ist und dank der darauf thronenden Glasplatte als Tisch fungieren kann. Große Boxen, ein Plattenspieler, eine Akustikgitarre und diverse Schallplatten zieren die Wand gegenüber. Hinter diesem schönen Mittelteil liegt der Gruppenschlafraum, der mit großen Moskitonetzen ausgestattet ist. Hier haben wir schon einige coole Leute, zwei Schwedinnen und eine Deutsche, kennen gelernt. Ein kleiner Fußweg führt zum nahegelegenen Strand, den wir schon ein wenig entlangspazieren konnten. Megageil. Phú Quốc ist ein richtig, richtig cooler Ort.
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Montag, 3. April 2017
Essen in der 304 Street, Phnom Penh
gedankensturm, 00:39h
Abends. Bus- und Bootsfahrt nach Phu Quoc gebucht, Hostel gestern schon. Visa und alles eingepackt, die frisch gewaschene Wäsche auch. Dann kann ja (diesmal) nichts mehr schiefgehen. Gerade noch in der Showbox am Toul Slang Museum ein Bierchen getrunken. Dann haben wir in unserer Straße, der 304 Street, ein richtig geiles kambodschanisches Restaurant gefunden. Oldschool eingerichtet, mit viel Holz. Neben uns positionierten sich nicht nur Bedienungen, sondern auch sog. Beer Girls, die uns nach jedem zweiten getrunken Schluck Bier direkt wieder nachschenkten. Alle Angestellten schienen durch unsere Ankunft ganz aus dem Häuschen zu sein. Vermutlich sind sie es gewohnt, Touristen mit viel Bohei in ihr Lokal locken zu müssen. Vor allem die ein bisschen aufgetakelten jungen Bedienungen waren richtig aufgedreht. Als drei befreundete Mädchen das Lokal verließen, schubste eine die dritte in meine Richtung, wie in der 5. Klasse.
Das Essen war das beste, was ich bislang in Südostasien gegessen habe. Spicy chicken. Megagranatenstark gewürzt. Peperoni-Schoten, Minze, Petersilie, eine Art Kohl, dazu Reis und eine Kanne Bier. Yummi! Gekostet hat es keine fünf Dollar. Und wie die sich gefreut und gestrahlt haben! Unfassbar.
Wir waren die einzigen Nicht-Einheimischen im ca. 40 Plätze umfassenden Restaurant. Bis ein älteres (50+) Pärchen herein kam. Die beiden schienen sich jedoch unwohl und fremd zu fühlen. Wir tippten auf Deutsche. Sie echauffierten sich darüber, dass sie nur eine, zugegebenermaßen nicht gerade leicht verständliche, Karte bekommen hatten. Die Leute hier kennen es aber nicht anders. Normalerweise sucht eine Person das Essen aus und bestellt dann. Das gilt auch für das Bezahlen der Rechnung, die grundsätzlich nur als Gesamtrechnung präsentiert wird. Dem älteren Paar schein das alles nicht zu passen. Erbost und frustriert verließen sie das Restaurant. Wenn sie wüssten, was sie verpasst haben! Die lieben Kambodschaner schauten ein wenig ratlos und betrübt drein. Sie wussten nicht, was sie falsch gemacht hatten. M. und ich - schon nicht mehr ganz nüchtern - winkten ab in Richtung der flüchtenden Banausen. Dies wiederum schienen die Bedienungen witzig zu finden. Wir alberten noch ein wenig herum ohne uns wirklich verständigen zu können. Eine der Kellnerinnen entgegnete auf mein „Ooghun!“ sogar etwas auf Kambodschanisch, was ich natürlich leider nicht verstand. Nun war es an mir, schüchtern zu lächeln und betreten auf den Boden zu schauen. Morgen geht es weiter nach Vietnam. Am Nachmittag können wir schon auf Phu Quoc am Strand liegen. Mega. Hoffentlich geht diesmal alles glatt. :D
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Montag, 19. Oktober 2015
Boom Boom Boom
gedankensturm, 13:38h
Ein Gecko krabbelt über den hellsichtigen Sand einer Dünenspitze, überquert so die Grenze S********-M**********. Es klatscht. Fleisch auf Fleisch. Passiert. Bruno greift Eris Hand und stürmt die Düne hinunter. Auf ins gelobte Land. Schüsse und Minen erwischen nur die Falschen, entwischen musst du den Falschen. Folge dem Gecko.
Der Gecko platzt. Mit ihm Brunos linkes Bein. Der Unterschenkel fliegt, wie von Anti-Gravitationsdrüsen gesteuert, durch die Luft. Eri und Bruno auch, ähnlich langsam, nur in eine andere Richtung. Sie schauen ihm hinterher, staunend. Bruno nur noch mit einem Auge, doch er weiß es noch nicht. Eri verliert das Laken, das kostbare Laken.
Es landet auf dem abschüssigen, dennoch hellsichtigen Dünensand und fängt an, sich unfreiwillig zu entrollen. Eri schreit, schreit im Flug, schreit im Sand, verkrampft. Die Grenzsoldaten entdecken das rosa-weiß farbene Knäuel, das sich auf sie zubewegt. Zwei beginnen mit Schießübungen. Drei starren fassungslos, gucken zu. Einer lacht.
Die Schüsse verfehlen ihr Ziel. Es ist weit entfernt, klein und bewegt sich. Aber die Soldaten schimpfen über ihre Ausrüstung. „Verfluchtes MG 96! Von wegen d******* Wertarbeit! Immer zieht es nach rechts.“ beklagt sich Gio. Er will gerne Fleißkärtchen sammeln. Für jeden Abschuss gibt es Punkte. Der lachende Dritte will ihn gerade aufziehen, da surrt es in der Luft. „Achtung!“ Es wird grell, undurchsichtig hell.
Nach einer halben Ewigkeit stehen die Grenzer wieder auf. Einer wäre beinahe von der Palisade gestürzt. Er ist noch neu. „Verfluchte Drohnen!“ empört sich Gio. „Die gönnen einem auch nix!“ Das schwarze Metalltier surrt und klickt, schwebt ruhig über dem neu entworfenen Dünen-Krater. Der Neue starrt die Drohne an. Dann den Ort, an sich mal ein rosa-weißes Knäuel befand. Der Dritte lacht nicht mehr. „Lang lebe die Nation.“
Der Gecko platzt. Mit ihm Brunos linkes Bein. Der Unterschenkel fliegt, wie von Anti-Gravitationsdrüsen gesteuert, durch die Luft. Eri und Bruno auch, ähnlich langsam, nur in eine andere Richtung. Sie schauen ihm hinterher, staunend. Bruno nur noch mit einem Auge, doch er weiß es noch nicht. Eri verliert das Laken, das kostbare Laken.
Es landet auf dem abschüssigen, dennoch hellsichtigen Dünensand und fängt an, sich unfreiwillig zu entrollen. Eri schreit, schreit im Flug, schreit im Sand, verkrampft. Die Grenzsoldaten entdecken das rosa-weiß farbene Knäuel, das sich auf sie zubewegt. Zwei beginnen mit Schießübungen. Drei starren fassungslos, gucken zu. Einer lacht.
Die Schüsse verfehlen ihr Ziel. Es ist weit entfernt, klein und bewegt sich. Aber die Soldaten schimpfen über ihre Ausrüstung. „Verfluchtes MG 96! Von wegen d******* Wertarbeit! Immer zieht es nach rechts.“ beklagt sich Gio. Er will gerne Fleißkärtchen sammeln. Für jeden Abschuss gibt es Punkte. Der lachende Dritte will ihn gerade aufziehen, da surrt es in der Luft. „Achtung!“ Es wird grell, undurchsichtig hell.
Nach einer halben Ewigkeit stehen die Grenzer wieder auf. Einer wäre beinahe von der Palisade gestürzt. Er ist noch neu. „Verfluchte Drohnen!“ empört sich Gio. „Die gönnen einem auch nix!“ Das schwarze Metalltier surrt und klickt, schwebt ruhig über dem neu entworfenen Dünen-Krater. Der Neue starrt die Drohne an. Dann den Ort, an sich mal ein rosa-weißes Knäuel befand. Der Dritte lacht nicht mehr. „Lang lebe die Nation.“
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Donnerstag, 13. November 2014
Indie-Interaktion allererster Güte
gedankensturm, 10:41h
Augustines im zakk, 12.11.2014
Die formidabel aufgelegten und für eine Vorband exquisit zelebrierten Arkells bereiteten am Tag 2 der 5. Jahreszeit in Düsseldorf den Boden für eine der vielversprechendsten Neuentdeckungen des amerikanischen Indie Rock, sowie der lebendig dargebotenen Musik im Allgemeinen - den Augustines aus Brooklyn, New York.
Und in der Tat musste das Publikum im gut gefüllten, aber nicht ausverkauften zakk auch vom Main Act trotz der rasch enorme Energien und Emotionen freisetzenden Takte noch warm gespielt werden bis es ähnlich abging wie deren Mann an der Trompete. Die hierfür notwendige Interaktion mit der Crowd beherrschen die Augustines bereits wie kaum eine andere Kapelle. Man könnte nun davon sprechen, dass sie sich des ganzen "Repertoires" der musikalischen Live-Unterhaltung bedienten, um das Publikum gewogen zu stimmen. Angesichts der Authentizität, Passion und Wucht, mit der das Dreigestirn (mitsamt Trompetenmann) über die Bühne wirbelt, mutet diese technisch abgeklärte Umschreibung jedoch schon fast ketzerisch an. Als Teil der staunenden Masse fühlt man geradezu die ernsthafte Hingabe, mit der die Jungs aus New York ihre Songs in die Welt hinaus ballern. An passender Stelle (z. B. bei Balladen wie "Juarez") wird mal andächtig das Licht gedämmt, mal spontan ein Mensch mit Bier auf die Bühne geholt oder, in einer kurzen Erholungsphase, eine Anekdote von aggressiven Katzen aus dem Hause des Multi-Instrumentalisten Sanderson zum Besten gegeben.
Das Live-Kerngeschäft, die Musik und hier an erster Stelle das eindrucksvolle Organ des Billy McCarthy, ist ohnehin über jede Kritik erhaben. Endgültig springt der Funke zwischen den Augustines und Düsseldorf dann über, als sie ankündigen, einen letzten Song zu spielen nur um dann plötzlich ein Akustikset von dem höher gelegenen Verbindungstribünenlaufsteg des zakk aus dem Hut zu zaubern. An dieser Stelle erreichen sie nicht nur physisch eine Höhe, die nicht viele Bands bei ihren Konzerten zu erklimmen vermögen. Die Intensität der Interaktion gelangt an ihren Höhepunkt, als die Augustines nach kurzer "Psst!"-Beruhigung bei dem wundervollen "The Avenue" aus einem Publikum ihren eigenen Chor, ihr zusätzliches Organ formieren. Von oben herab und doch als lebendig vibrierender Teil des Ganzen.
Denkt der Normalität gewöhnte Konzertgänger, dass nach diesem Highlight und einer erneuten Rückkehr auf die richtige Bühne das Konzert nun ein Ende nimmt, packen die Jungs aus Brooklyn noch eine Schippe drauf. Fugs wird sich mit den Instrumenten ein Weg durch die verblüffte Crowd gebahnt und in deren Mitte fröhlich weiter musiziert. Hier nimmt das Konzert eine selten dargebotene Form von Straßenmusik an und pulsiert lebendiger und intensiver als je zuvor. Willkürlich stellt man sich die Frage, wie Billy McCarthy das mit seiner Stimme Abend für Abend ohne Mikrofon durchziehen kann. Zumal es bei dieser dargebotenen, voller Passion steckenden Kunst nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis die Clubs größer und der Rahmen unfamiliärer mutieren wird. Das sind jedoch Luxussorgen, die den heute angenehm kunstvoll becircten Konzertbesucher nicht tangieren. Er/Sie nimmt nur die ausgelassene Stimmung, das Gefühl von tiefer Freiheit und eine ausgesprochen große Portion Indie-Impression mit in die Nacht. Auf die Publikation der heute gefilmten Konzertelemente darf man gespannt sein. Now you are free.
Die formidabel aufgelegten und für eine Vorband exquisit zelebrierten Arkells bereiteten am Tag 2 der 5. Jahreszeit in Düsseldorf den Boden für eine der vielversprechendsten Neuentdeckungen des amerikanischen Indie Rock, sowie der lebendig dargebotenen Musik im Allgemeinen - den Augustines aus Brooklyn, New York.
Und in der Tat musste das Publikum im gut gefüllten, aber nicht ausverkauften zakk auch vom Main Act trotz der rasch enorme Energien und Emotionen freisetzenden Takte noch warm gespielt werden bis es ähnlich abging wie deren Mann an der Trompete. Die hierfür notwendige Interaktion mit der Crowd beherrschen die Augustines bereits wie kaum eine andere Kapelle. Man könnte nun davon sprechen, dass sie sich des ganzen "Repertoires" der musikalischen Live-Unterhaltung bedienten, um das Publikum gewogen zu stimmen. Angesichts der Authentizität, Passion und Wucht, mit der das Dreigestirn (mitsamt Trompetenmann) über die Bühne wirbelt, mutet diese technisch abgeklärte Umschreibung jedoch schon fast ketzerisch an. Als Teil der staunenden Masse fühlt man geradezu die ernsthafte Hingabe, mit der die Jungs aus New York ihre Songs in die Welt hinaus ballern. An passender Stelle (z. B. bei Balladen wie "Juarez") wird mal andächtig das Licht gedämmt, mal spontan ein Mensch mit Bier auf die Bühne geholt oder, in einer kurzen Erholungsphase, eine Anekdote von aggressiven Katzen aus dem Hause des Multi-Instrumentalisten Sanderson zum Besten gegeben.
Das Live-Kerngeschäft, die Musik und hier an erster Stelle das eindrucksvolle Organ des Billy McCarthy, ist ohnehin über jede Kritik erhaben. Endgültig springt der Funke zwischen den Augustines und Düsseldorf dann über, als sie ankündigen, einen letzten Song zu spielen nur um dann plötzlich ein Akustikset von dem höher gelegenen Verbindungstribünenlaufsteg des zakk aus dem Hut zu zaubern. An dieser Stelle erreichen sie nicht nur physisch eine Höhe, die nicht viele Bands bei ihren Konzerten zu erklimmen vermögen. Die Intensität der Interaktion gelangt an ihren Höhepunkt, als die Augustines nach kurzer "Psst!"-Beruhigung bei dem wundervollen "The Avenue" aus einem Publikum ihren eigenen Chor, ihr zusätzliches Organ formieren. Von oben herab und doch als lebendig vibrierender Teil des Ganzen.
Denkt der Normalität gewöhnte Konzertgänger, dass nach diesem Highlight und einer erneuten Rückkehr auf die richtige Bühne das Konzert nun ein Ende nimmt, packen die Jungs aus Brooklyn noch eine Schippe drauf. Fugs wird sich mit den Instrumenten ein Weg durch die verblüffte Crowd gebahnt und in deren Mitte fröhlich weiter musiziert. Hier nimmt das Konzert eine selten dargebotene Form von Straßenmusik an und pulsiert lebendiger und intensiver als je zuvor. Willkürlich stellt man sich die Frage, wie Billy McCarthy das mit seiner Stimme Abend für Abend ohne Mikrofon durchziehen kann. Zumal es bei dieser dargebotenen, voller Passion steckenden Kunst nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis die Clubs größer und der Rahmen unfamiliärer mutieren wird. Das sind jedoch Luxussorgen, die den heute angenehm kunstvoll becircten Konzertbesucher nicht tangieren. Er/Sie nimmt nur die ausgelassene Stimmung, das Gefühl von tiefer Freiheit und eine ausgesprochen große Portion Indie-Impression mit in die Nacht. Auf die Publikation der heute gefilmten Konzertelemente darf man gespannt sein. Now you are free.
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Mittwoch, 12. März 2014
Phnom Penh
gedankensturm, 13:12h
Es faellt schwer, Worte zu finden, um Angkor Wat zu beschreiben. Es mag abgedroschen klingen, aber ich denke, man muss es wirklich mit eigenen Augen sehen. In jedem Fall gehoert es zu den beeindruckendsten Dingen, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe.
In der letzten Nacht in Siam Reap waren wir zusammen mit zwei Jungs aus Koeln in der ziemlich coolen roof top Bar des Mad Monkey Hostels. Der Boden war mit Sand ausgelegt. Einfach ein geiles Gefuehl, nach so langer Zeit wieder Sand unter den Fuessen zu spueren. Dazu noch ein kuehles Bier, nette Leute, was will man mehr? Nach einer kurzen Fahrt zu siebt in/auf einem Tuk Tuk ging es ab in die Pub Street, wo wir es ein wenig krachen haben lassen.
Die etwas verkatert und verspaetet aufgenommene, achtstuendige Fahrt nach Phnom Penh, die Hauptstadt von Kambodscha, war dagegen deutlich weniger angenehm. Die kambodschanischen Strassen sind nicht mit den thailaendischen zu vergleichen, ausserdem mussten wir eine Dauerbeschallung durch schlechte Gesangshows ertragen. Zum Glueck habe ich meiner Kopfhoerer dabei.
Das Homeland Guest House hier in Phnom Penh macht einen okayen Eindruck. Bislang hatten wir richtig Glueck mit unseren Hostels. Das kann gerne so bleiben. Hier habe ich zum ersten mal etwas schaerfer gegessen, 'hot chicken with rice'. Mit Peperoni-Schoten. :) War nice und nicht schaerfer als meine sonstigen Peperoni-Gerichte. Ausserdem half es, die etwas angeschlagenen Atemwege freizupusten. Mit 36 Grad habe ich ja keine Probleme, mit Klimaanlagen anscheinend schon.
Unsere Route haben wir ein wenig abgeaendert. Statt ueber eine aehnliche Strecke von Saigon nach Bangkok zurueck zu tuckern, nehmen wir nun erst die vietnamesische Insel Phu Quoc (Straaaand! :) mit und fliegen danach von der vietnamesischen wieder zurueck in die thailandische Hauptstadt.
Gestern haben wir uns mit den Koelnern das 'Killing Field', das Toul Sleng Muesum und den Royal Palace angesehen. Die 'Killing Fields' waren gewissermassen die KZs der Khmer Rouge. Unvorstellbares Grauen herrschte hier und vernichtete ueber zwei Millionen Menschenleben. Durch organisierte Toetungen, Folter oder als Folge von Zwangsarbeit und Unterernaehrung. Hauefig wurde die ganze Familie ausgeloescht. Es galt, das 'Gras an der Wurzel herauszureissen'. Und zwar unter der Praemisse, 'lieber einen Unschuldigen zu toeten als einen potentiellen Feind zu verschonen'.
Das galt auch fuer Kinder. Man wollte nicht, dass sie sich spaeter raechen. Kleinkinder und Babys wurden an sogenannten 'Killing Trees' umgebracht. Man nahm sie bei den Fuessen und schlug ihren Kopf gegen den massiven Stamm bis ihre Schaedel zerplatzten. Als man die 'Killing Fields' fand, klebte noch Blut und Knochstuecke an den Baeumen.
In dem Toul Sleng Museum, das ein ehemaliges Foltergefaengnis der Khmer Rouge ist, konnte man einzelne Biographien der Opfer nachlesen, auch die der 7 Ueberlenden des 'Killing Fields' in Phnom Penh. Insgesamt fielen hier ueber 20.000 Menschen dem Pol Pot Regime zum Opfer. Einer der Ueberlenden meldete sich, als ein Aufseher fragte, wer gut zeichnen koenne. Daraufhin wurde er zu 'Dutch', dem Leiter des Lagers, gebracht. Dieser erklaerte ihm, dass er ein Portraet von Pol Pot malen muesse, welches genau so gut ausszusehen habe wie ein Foto, dass er ihm als Vorlage zeigte. Andernfalls wuerde er ihn umbringen. An den Bildern im Zimmer konnte er erkennen, dass schon einige vor ihm daran gescheitert waren. Doch sein Portraet konnte 'Dutch' ueberzeugen. So wurde er fortan wie ein Soldat mit Nahrung etc. versorgt und konnte durch diese Privilegien ueberleben, als einer von 7 unter 20.000.
Neben den sieben haben zwei Kinder ueberlebt. Eines, weil es erst spaeter im 'Killing Field' deportiert wurde. Als die Kaempfe das Lager erreichten, versteckte es sich. Aus dem Versteck sah es den juengsten Gefangenen, ein ca. 6 Monate altes Baby. Es lag schreiend und weinend auf dem Boden. Dann wurde es still. Als der kleine Junge sah, wie dem Baby Ameisen in die Ohren krabbelten, realisierte er, dass es tot war.
Der Royal Palace, den wir anschliessend besuchten, war nach den Erfahrungen der letzen Tage nicht mehr ganz so eindrucksvoll. Nach einem kleinen Abstecher ueber einen Markt an der Riverside nahe des Mekong schlichen wir uns zu viert in ein teureres Hotel, um vom Dach aus den Sonnenuntergang zu beobachten. Der Blick ueber die Stadt war fantastisch. Und diesmal wollte mich keine Chinesin mit Bonbons bestechen und mit ihrer Tochter verkuppeln, wie beim letzten Sonnenuntergang auf dem Bakheng Mountain in Angkor Wat.
Spaeter trafen wir im Hostel der anderen beiden Jungs zwei Schweden und eine Deutsche und zogen mit ihnen durch zwei Bars, die aber leider nicht ganz so geil waren wie die in Siap Ream. Anschliessend goennten wir uns im Rotlichtviertel noch ein gutes Essen. Wir trafen dort einen aelteren Brasilianer, der mir erklaerte, dass viele Leute das Konzept der hiesigen Etablissements - er kam gerade aus einem - nicht verstuenden. 'You're just sitting around with beautiful women, you know?' Aha.
Um noch bis zum Bayern-Arsenal Spiel um 2:45 Uhr Ortszeit auszuharren, fehlte den meisten von uns die Frische, sodass auch M. und ich ein Tuk Tuk zu unserem Hostel nahmen. Leider schien sich der alte Fahrer in Phnom Penh nicht so gut auszukennen, so dass wir ein wenig planlos durch die Nacht irrten. Ein paar Mal fragte er Kollegen (Tuk Tuk Fahrer haengen wohl zu jeder Tagezeit irgendwo ab) nach dem Weg. Zusammen mit unserer ungefaehren Ahnung vom Standort des Hostels fanden wir dann irgendwann das gewuenschte Ziel. Ein bisschen aergerlich, aber besser, einen planlosen Fahrer zu haben als einen, der uns in einer dunklen Gasse verschwinden laesst. Dank des Fernsehers in unserem Zimmer konnten wir sogar noch das Spiel schauen, das ein paar Minuten spaeter anfing. Einmal mehr ein guter Tag in Kambodscha.
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In der letzten Nacht in Siam Reap waren wir zusammen mit zwei Jungs aus Koeln in der ziemlich coolen roof top Bar des Mad Monkey Hostels. Der Boden war mit Sand ausgelegt. Einfach ein geiles Gefuehl, nach so langer Zeit wieder Sand unter den Fuessen zu spueren. Dazu noch ein kuehles Bier, nette Leute, was will man mehr? Nach einer kurzen Fahrt zu siebt in/auf einem Tuk Tuk ging es ab in die Pub Street, wo wir es ein wenig krachen haben lassen.
Die etwas verkatert und verspaetet aufgenommene, achtstuendige Fahrt nach Phnom Penh, die Hauptstadt von Kambodscha, war dagegen deutlich weniger angenehm. Die kambodschanischen Strassen sind nicht mit den thailaendischen zu vergleichen, ausserdem mussten wir eine Dauerbeschallung durch schlechte Gesangshows ertragen. Zum Glueck habe ich meiner Kopfhoerer dabei.
Das Homeland Guest House hier in Phnom Penh macht einen okayen Eindruck. Bislang hatten wir richtig Glueck mit unseren Hostels. Das kann gerne so bleiben. Hier habe ich zum ersten mal etwas schaerfer gegessen, 'hot chicken with rice'. Mit Peperoni-Schoten. :) War nice und nicht schaerfer als meine sonstigen Peperoni-Gerichte. Ausserdem half es, die etwas angeschlagenen Atemwege freizupusten. Mit 36 Grad habe ich ja keine Probleme, mit Klimaanlagen anscheinend schon.
Unsere Route haben wir ein wenig abgeaendert. Statt ueber eine aehnliche Strecke von Saigon nach Bangkok zurueck zu tuckern, nehmen wir nun erst die vietnamesische Insel Phu Quoc (Straaaand! :) mit und fliegen danach von der vietnamesischen wieder zurueck in die thailandische Hauptstadt.
Gestern haben wir uns mit den Koelnern das 'Killing Field', das Toul Sleng Muesum und den Royal Palace angesehen. Die 'Killing Fields' waren gewissermassen die KZs der Khmer Rouge. Unvorstellbares Grauen herrschte hier und vernichtete ueber zwei Millionen Menschenleben. Durch organisierte Toetungen, Folter oder als Folge von Zwangsarbeit und Unterernaehrung. Hauefig wurde die ganze Familie ausgeloescht. Es galt, das 'Gras an der Wurzel herauszureissen'. Und zwar unter der Praemisse, 'lieber einen Unschuldigen zu toeten als einen potentiellen Feind zu verschonen'.
Das galt auch fuer Kinder. Man wollte nicht, dass sie sich spaeter raechen. Kleinkinder und Babys wurden an sogenannten 'Killing Trees' umgebracht. Man nahm sie bei den Fuessen und schlug ihren Kopf gegen den massiven Stamm bis ihre Schaedel zerplatzten. Als man die 'Killing Fields' fand, klebte noch Blut und Knochstuecke an den Baeumen.
In dem Toul Sleng Museum, das ein ehemaliges Foltergefaengnis der Khmer Rouge ist, konnte man einzelne Biographien der Opfer nachlesen, auch die der 7 Ueberlenden des 'Killing Fields' in Phnom Penh. Insgesamt fielen hier ueber 20.000 Menschen dem Pol Pot Regime zum Opfer. Einer der Ueberlenden meldete sich, als ein Aufseher fragte, wer gut zeichnen koenne. Daraufhin wurde er zu 'Dutch', dem Leiter des Lagers, gebracht. Dieser erklaerte ihm, dass er ein Portraet von Pol Pot malen muesse, welches genau so gut ausszusehen habe wie ein Foto, dass er ihm als Vorlage zeigte. Andernfalls wuerde er ihn umbringen. An den Bildern im Zimmer konnte er erkennen, dass schon einige vor ihm daran gescheitert waren. Doch sein Portraet konnte 'Dutch' ueberzeugen. So wurde er fortan wie ein Soldat mit Nahrung etc. versorgt und konnte durch diese Privilegien ueberleben, als einer von 7 unter 20.000.
Neben den sieben haben zwei Kinder ueberlebt. Eines, weil es erst spaeter im 'Killing Field' deportiert wurde. Als die Kaempfe das Lager erreichten, versteckte es sich. Aus dem Versteck sah es den juengsten Gefangenen, ein ca. 6 Monate altes Baby. Es lag schreiend und weinend auf dem Boden. Dann wurde es still. Als der kleine Junge sah, wie dem Baby Ameisen in die Ohren krabbelten, realisierte er, dass es tot war.
Der Royal Palace, den wir anschliessend besuchten, war nach den Erfahrungen der letzen Tage nicht mehr ganz so eindrucksvoll. Nach einem kleinen Abstecher ueber einen Markt an der Riverside nahe des Mekong schlichen wir uns zu viert in ein teureres Hotel, um vom Dach aus den Sonnenuntergang zu beobachten. Der Blick ueber die Stadt war fantastisch. Und diesmal wollte mich keine Chinesin mit Bonbons bestechen und mit ihrer Tochter verkuppeln, wie beim letzten Sonnenuntergang auf dem Bakheng Mountain in Angkor Wat.
Spaeter trafen wir im Hostel der anderen beiden Jungs zwei Schweden und eine Deutsche und zogen mit ihnen durch zwei Bars, die aber leider nicht ganz so geil waren wie die in Siap Ream. Anschliessend goennten wir uns im Rotlichtviertel noch ein gutes Essen. Wir trafen dort einen aelteren Brasilianer, der mir erklaerte, dass viele Leute das Konzept der hiesigen Etablissements - er kam gerade aus einem - nicht verstuenden. 'You're just sitting around with beautiful women, you know?' Aha.
Um noch bis zum Bayern-Arsenal Spiel um 2:45 Uhr Ortszeit auszuharren, fehlte den meisten von uns die Frische, sodass auch M. und ich ein Tuk Tuk zu unserem Hostel nahmen. Leider schien sich der alte Fahrer in Phnom Penh nicht so gut auszukennen, so dass wir ein wenig planlos durch die Nacht irrten. Ein paar Mal fragte er Kollegen (Tuk Tuk Fahrer haengen wohl zu jeder Tagezeit irgendwo ab) nach dem Weg. Zusammen mit unserer ungefaehren Ahnung vom Standort des Hostels fanden wir dann irgendwann das gewuenschte Ziel. Ein bisschen aergerlich, aber besser, einen planlosen Fahrer zu haben als einen, der uns in einer dunklen Gasse verschwinden laesst. Dank des Fernsehers in unserem Zimmer konnten wir sogar noch das Spiel schauen, das ein paar Minuten spaeter anfing. Einmal mehr ein guter Tag in Kambodscha.
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Samstag, 8. März 2014
Kambodscha
gedankensturm, 03:23h
Schlaflos in Kambodscha. Der Sonnenaufgang scheint noch weit entfernt zu sein. Siĕmréab ist bislang wundertoll. Die Kambodschaner wirken freundlich, irgendwie sanfter und ruhiger. Wobei dieser Ersteindruck auch täuschen mag. Natürlich ist es deutlich ländlicher als Bangkok und wirkt allein dadurch mehr wie Urlaub.
Der Weg von Bangkok nach Siĕmréab war krass. Vor allem die immer deutlich sichtbar werdende Armut. Von der Metropole zur Müllhalde. Ein Bewusstsein für Natur und Umwelt ist hier nicht existent. Die Leute kippen ihren Müll einfach vor die Haustür. An der Höhe der Müllberge lässt sich erkennen, wie lange sie dort schon leben. So ist teilweise das eigene Heim von einem fast geschlossenen Müllkranz umgeben. Der langsame Übergang zu Siĕmréab war ebenfalls eindrucksvoll. Es begann mit einem kleinen Bach, der parallel zur Straße verlief. Die gerade noch verdorrte Einöde wurde grüner und grüner. Das Wasser des Lebens. Faszinierend, was so ein bisschen Flüssigkeit bewirken kann. Keine hundert Enten mehr, die sich in eine 3 qm kleine Pfütze quetschen. Keine im Schlamm spielenden Kinder, keine vertrockneten Palmen. Keine Fische, die in einem versiegenden Wasserloch um ihr Überleben ringen. Der Bach wurde breiter, die Landschaft sumpfiger. Saftiger. Dann kam der erste Wasserbüffel*, der dem lebensspendenden Elixier entstieg. Gemächlich, irgendwie majestätisch und dörflich zugleich. Wasser tropfte von seinem Fell herab. Ein paar hundert Meter weiter endete der Bach in einer Art Wiederaufbereitungsanlage. Das Nass endete, doch das Grün blieb. Bis Siĕmréab.
Ich bin gespannt auf Angkor Wat. Schon die alten Khmer wussten ja, ähnlich wie die Römer, wie wertvoll, wie kostbar eine gute Wasserversorgung sein kann. Die Tempelstadt war in ihrer Blütezeit ähnlich groß wie das alte Rom. In ihr lebten 800.000 bis 1.000.000 Menschen. Vielleicht war sie sogar mal die größte Stadt der Welt. Aber wer weiß schon Sachen, die nicht einmal das Internet weiß?
Benjamin Prüfer, der seit Jahren mit seiner kambodschanischen Frau (und drei Kindern) in Pnom Penh lebt, schreibt, wie qualvoll es für die Bevölkerung sein muss, dermaßen verarmt im Schatten dieser alten Hochkultur zu leben. Immer wieder vor Augen geführt zu bekommen, was einst war. Und in den Spiegel zu schauen und zu wissen, dass das eigene Volk diesen Status so schnell nicht wieder erlangen wird. Zumindest nicht zu Lebzeiten. Dazu ist die Not zu groß. Zwischen der zweiten und dritten kambodschanischen Grenzbehörde wurde ich das erste Mal angebettelt, von einem kleinen Mädchen. Da die Wahrscheinlichkeit, dass es das Geld behalten würde, nicht besonders hoch war, habe ich nichts gegeben. Wir überlegen aber, gegen Ende unserer Reise einer Organisation eine Spende zukommen zu lassen, bei der wir sicher sein können, dass das Geld auch bei denen ankommt, die es benötigen.
Die Sonne geht auf. Coole Sache. Um 8:30 Uhr sammelt uns unser Tuk-Tuk-Fahrer Chai ein, um nach Angkor Wat zu starten. Apropos, die Angkor What!? Bar, die wir gestern entdeckt haben, sieht sehr, sehr cool aus. Die Wände sind voll mit Graffiti. Ein weißer Hai mit weit aufgerissenem Maul. Eine Jim Beam und eine Bacardi Flasche, die sich - als Mann und Frau überzeichnet -verschmitzt anflirten. Und überall Kritzeleien, Unterschriften, Sprüche, lustiger Nonsens von Gästen. Die gesamte Bar ist ein einziges Kunstwerk.
Frühstück. Mal schauen, wie der Banana Pancake im Victory Guest House schmeckt. Eingerichtet ist das Hostel sehr, sehr schön. Ich sitze unten in der Lobby. Sie besteht aus einer Art Vorbau, der auf sechs Säulen ruht. Eine längliche Seite ist von einer weißen Mauer umgeben, die andere von Palmen. Die Mauer scheint relativ lose in der Gegend herum zu stehen, schließt sich aber direkt an das Haus an. Das vordere Drittel ist wie eine Lounge als Cocktailbar eingerichtet. $2.50 kostet einer. Durch die offenen Eingänge dringt Tageslicht ein, jedoch nicht viel. Da die Lampen ausgeschaltet bleiben, herrscht ein in den Morgenstunden sehr angenehmes Halbdunkel, wie unmittelbar vor einem Sonnenaufgang. Die meisten anderen Gäste schlafen noch, nur ein paar ratternde Tuk-Tuk-Motoren und auf Flip-Flops durch die Gegend schlurfende Kambodschaner durchdringen die morgendliche Stille. Und just in diesem Augenblick schmeißt die Dame in der Küche den Mixer an! :D
Langsam nehmen die Geräusche zu, Siĕmréab erwacht zu Leben. Die einzige Ausnahme, das Paar aus Osteuropa, ich tippe aus irgendeinem Grund auf die Ukraine, raucht noch gechillt an der Cocktailbar. Der mittelalte, nicht mehr ganz so schlanke Kambodschaner im Liegestuhl präsentiert seine blanke Plauze und gähnt. Ich bezahle das Frühstück ($1.50 f. d. Banana Pancake) und stehe auf. Das heißt, ich versuche, das Frühstück zu bezahlen und sorge für Verwirrung bei der lieben Bedienung, die nicht sehr gut englisch spricht. Sie holt einen Mann zu Hilfe, der mir erklärt, dass das Frühstück im Preis included ist. Stimmt ja. Nun aber auf nach Angkor Wat, gleich kommt unser Tuk-Tuk.
*Den "Wasserbüffel hat Wikipedia für mich als Kouprey, eine Art Wildrind identifiziert
weiter nach Angkor Wat
Der Weg von Bangkok nach Siĕmréab war krass. Vor allem die immer deutlich sichtbar werdende Armut. Von der Metropole zur Müllhalde. Ein Bewusstsein für Natur und Umwelt ist hier nicht existent. Die Leute kippen ihren Müll einfach vor die Haustür. An der Höhe der Müllberge lässt sich erkennen, wie lange sie dort schon leben. So ist teilweise das eigene Heim von einem fast geschlossenen Müllkranz umgeben. Der langsame Übergang zu Siĕmréab war ebenfalls eindrucksvoll. Es begann mit einem kleinen Bach, der parallel zur Straße verlief. Die gerade noch verdorrte Einöde wurde grüner und grüner. Das Wasser des Lebens. Faszinierend, was so ein bisschen Flüssigkeit bewirken kann. Keine hundert Enten mehr, die sich in eine 3 qm kleine Pfütze quetschen. Keine im Schlamm spielenden Kinder, keine vertrockneten Palmen. Keine Fische, die in einem versiegenden Wasserloch um ihr Überleben ringen. Der Bach wurde breiter, die Landschaft sumpfiger. Saftiger. Dann kam der erste Wasserbüffel*, der dem lebensspendenden Elixier entstieg. Gemächlich, irgendwie majestätisch und dörflich zugleich. Wasser tropfte von seinem Fell herab. Ein paar hundert Meter weiter endete der Bach in einer Art Wiederaufbereitungsanlage. Das Nass endete, doch das Grün blieb. Bis Siĕmréab.
Ich bin gespannt auf Angkor Wat. Schon die alten Khmer wussten ja, ähnlich wie die Römer, wie wertvoll, wie kostbar eine gute Wasserversorgung sein kann. Die Tempelstadt war in ihrer Blütezeit ähnlich groß wie das alte Rom. In ihr lebten 800.000 bis 1.000.000 Menschen. Vielleicht war sie sogar mal die größte Stadt der Welt. Aber wer weiß schon Sachen, die nicht einmal das Internet weiß?
Benjamin Prüfer, der seit Jahren mit seiner kambodschanischen Frau (und drei Kindern) in Pnom Penh lebt, schreibt, wie qualvoll es für die Bevölkerung sein muss, dermaßen verarmt im Schatten dieser alten Hochkultur zu leben. Immer wieder vor Augen geführt zu bekommen, was einst war. Und in den Spiegel zu schauen und zu wissen, dass das eigene Volk diesen Status so schnell nicht wieder erlangen wird. Zumindest nicht zu Lebzeiten. Dazu ist die Not zu groß. Zwischen der zweiten und dritten kambodschanischen Grenzbehörde wurde ich das erste Mal angebettelt, von einem kleinen Mädchen. Da die Wahrscheinlichkeit, dass es das Geld behalten würde, nicht besonders hoch war, habe ich nichts gegeben. Wir überlegen aber, gegen Ende unserer Reise einer Organisation eine Spende zukommen zu lassen, bei der wir sicher sein können, dass das Geld auch bei denen ankommt, die es benötigen.
Die Sonne geht auf. Coole Sache. Um 8:30 Uhr sammelt uns unser Tuk-Tuk-Fahrer Chai ein, um nach Angkor Wat zu starten. Apropos, die Angkor What!? Bar, die wir gestern entdeckt haben, sieht sehr, sehr cool aus. Die Wände sind voll mit Graffiti. Ein weißer Hai mit weit aufgerissenem Maul. Eine Jim Beam und eine Bacardi Flasche, die sich - als Mann und Frau überzeichnet -verschmitzt anflirten. Und überall Kritzeleien, Unterschriften, Sprüche, lustiger Nonsens von Gästen. Die gesamte Bar ist ein einziges Kunstwerk.
Frühstück. Mal schauen, wie der Banana Pancake im Victory Guest House schmeckt. Eingerichtet ist das Hostel sehr, sehr schön. Ich sitze unten in der Lobby. Sie besteht aus einer Art Vorbau, der auf sechs Säulen ruht. Eine längliche Seite ist von einer weißen Mauer umgeben, die andere von Palmen. Die Mauer scheint relativ lose in der Gegend herum zu stehen, schließt sich aber direkt an das Haus an. Das vordere Drittel ist wie eine Lounge als Cocktailbar eingerichtet. $2.50 kostet einer. Durch die offenen Eingänge dringt Tageslicht ein, jedoch nicht viel. Da die Lampen ausgeschaltet bleiben, herrscht ein in den Morgenstunden sehr angenehmes Halbdunkel, wie unmittelbar vor einem Sonnenaufgang. Die meisten anderen Gäste schlafen noch, nur ein paar ratternde Tuk-Tuk-Motoren und auf Flip-Flops durch die Gegend schlurfende Kambodschaner durchdringen die morgendliche Stille. Und just in diesem Augenblick schmeißt die Dame in der Küche den Mixer an! :D
Langsam nehmen die Geräusche zu, Siĕmréab erwacht zu Leben. Die einzige Ausnahme, das Paar aus Osteuropa, ich tippe aus irgendeinem Grund auf die Ukraine, raucht noch gechillt an der Cocktailbar. Der mittelalte, nicht mehr ganz so schlanke Kambodschaner im Liegestuhl präsentiert seine blanke Plauze und gähnt. Ich bezahle das Frühstück ($1.50 f. d. Banana Pancake) und stehe auf. Das heißt, ich versuche, das Frühstück zu bezahlen und sorge für Verwirrung bei der lieben Bedienung, die nicht sehr gut englisch spricht. Sie holt einen Mann zu Hilfe, der mir erklärt, dass das Frühstück im Preis included ist. Stimmt ja. Nun aber auf nach Angkor Wat, gleich kommt unser Tuk-Tuk.
*Den "Wasserbüffel hat Wikipedia für mich als Kouprey, eine Art Wildrind identifiziert
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Samstag, 21. September 2013
BTW: Auf zum Demokratie-Tanz!
gedankensturm, 14:21h
So, morgen ist Bundestagswahl.
1: Warum ich wählen gehe?
Weil meine Stimme zählt.
Weil sie mit ihrem Ruf aus der Wahlurne heraus eine Bedeutung erlangt, die ihren Wert als Single bei weitem übersteigt. Unsere Demokratie benötigt meine Stimme wie die Luft zum atmen.
Diese Stimme an dieser Stelle abgeben zu dürfen ist ein Privileg. Manche Menschen aus, sagen wir mal, anders gearteten politischen Systemen sind bereit, für dieses Privileg mit ihrem Leben zu bezahlen.
Mit meiner Stimme wähle ich die Demokratie. Weil sie zwar manchmal rumzickt und nervt, aber trotz allem noch immer die schärfste Schnitte auf der Party ist.
2. Warum ich denke, dass es einen Unterschied macht, welche Partei ich wähle?
Weil ich die Wahlprogramme gelesen habe.
Und da habe ich bei einer Partei ein paar Sachen entdeckt, die ich ziemlich cool finde. Nach einer erfolgreichen Wahl wird sie sich an diesen Inhalten orientieren und messen lassen. Leider werden bei anschließenden Koalitionsverhandlungen Themen, die mir viel bedeuten, auf der Strecke bleiben. Dafür erscheinen dann Punkte auf der Agenda, die meinem Nachbarn, meiner Oma, meinem Pizzabäcker wichtig sind. Das zu akzeptieren, gehört ebenfalls zu einer funktionierenden, einer lebendigen Demokratie.
Einige tanzen auf dieser Party aus Überzeugung mit ihrer Auserwählten, andere wollen erstmal knutschen und fummeln und dann schauen, was draus wird. So, nun muss ich aber los, die Dame meines Herzens hat sich hübsch gemacht und wartet darauf, von mir ausgeführt zu werden. Also, liebe Menschen, Bürgerinnen, Bürger: Tanzt den Demokratie-Tanz!
1: Warum ich wählen gehe?
Weil meine Stimme zählt.
Weil sie mit ihrem Ruf aus der Wahlurne heraus eine Bedeutung erlangt, die ihren Wert als Single bei weitem übersteigt. Unsere Demokratie benötigt meine Stimme wie die Luft zum atmen.
Diese Stimme an dieser Stelle abgeben zu dürfen ist ein Privileg. Manche Menschen aus, sagen wir mal, anders gearteten politischen Systemen sind bereit, für dieses Privileg mit ihrem Leben zu bezahlen.
Mit meiner Stimme wähle ich die Demokratie. Weil sie zwar manchmal rumzickt und nervt, aber trotz allem noch immer die schärfste Schnitte auf der Party ist.
2. Warum ich denke, dass es einen Unterschied macht, welche Partei ich wähle?
Weil ich die Wahlprogramme gelesen habe.
Und da habe ich bei einer Partei ein paar Sachen entdeckt, die ich ziemlich cool finde. Nach einer erfolgreichen Wahl wird sie sich an diesen Inhalten orientieren und messen lassen. Leider werden bei anschließenden Koalitionsverhandlungen Themen, die mir viel bedeuten, auf der Strecke bleiben. Dafür erscheinen dann Punkte auf der Agenda, die meinem Nachbarn, meiner Oma, meinem Pizzabäcker wichtig sind. Das zu akzeptieren, gehört ebenfalls zu einer funktionierenden, einer lebendigen Demokratie.
Einige tanzen auf dieser Party aus Überzeugung mit ihrer Auserwählten, andere wollen erstmal knutschen und fummeln und dann schauen, was draus wird. So, nun muss ich aber los, die Dame meines Herzens hat sich hübsch gemacht und wartet darauf, von mir ausgeführt zu werden. Also, liebe Menschen, Bürgerinnen, Bürger: Tanzt den Demokratie-Tanz!
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Sonntag, 25. August 2013
Das Wort zum Sonntag
gedankensturm, 15:00h
Sonntage ...
bieten eine gute Gelegenheit, einmal inne zu halten. Um sich gewissen Fragen zu stellen. Fragen von weltpolitischer Relevanz, wie manche es formulierten. Ich reduziere sie auf eine einzige. Und frage die Welt, die Menschheit und mich: What the fuck is wrong with you people?
Glücklicherweise bin ich nur mit einem durchschnittlichen Intellekt gesegnet. Denn jemandem, der das Geschehen auf diesem Blauen Planeten besser durchblickt, muss es doch schier in den Wahnsinn treiben ob des Treibens der trümmerhaften Reste dessen, was sich einmal selbst den Titel „Menschheit“ verliehen hat. Giftgas in das eigene Volk zu spritzen. Solche Verbrechen können sich nur Tyrannen leisten, die genau wissen, wann die selbsternannten Friedenswächter, diese unklar definierte Gemeinschaft Unvereinter Nationen einem misshandelten Volk die Hand reicht – und wann sie zuschaut wie es krepiert.
Die Formel ist ganz einfach. Keine, oder nur geringe Bodenschätze + einen Waffendeal mit Russland oder China und schon sind die aufmüpfigen Untertanen des Diktators zur Vergasung freigegeben.
In Libyen musste Gaddafis Stuhl nur kurz wackeln, schon wurde ihm sein erdölhaltiger Thron von europäischen Bombern unter dem königlichen Hintern weggeschossen. Das syrische Volk hat da mangels schwarzem Gold weniger Glück. Bleiben noch die Preisfragen des Tages: Was sagt es über die internationale Gemeinschaft aus, wenn sie es zulässt, dass ein UN-Mandat an ein Geschäft zwischen einem Diktator und einem lupenreinen Demokraten geknüpft ist? Wie können russische Waffen wertvoller sein als syrische Menschenleben?
bieten eine gute Gelegenheit, einmal inne zu halten. Um sich gewissen Fragen zu stellen. Fragen von weltpolitischer Relevanz, wie manche es formulierten. Ich reduziere sie auf eine einzige. Und frage die Welt, die Menschheit und mich: What the fuck is wrong with you people?
Glücklicherweise bin ich nur mit einem durchschnittlichen Intellekt gesegnet. Denn jemandem, der das Geschehen auf diesem Blauen Planeten besser durchblickt, muss es doch schier in den Wahnsinn treiben ob des Treibens der trümmerhaften Reste dessen, was sich einmal selbst den Titel „Menschheit“ verliehen hat. Giftgas in das eigene Volk zu spritzen. Solche Verbrechen können sich nur Tyrannen leisten, die genau wissen, wann die selbsternannten Friedenswächter, diese unklar definierte Gemeinschaft Unvereinter Nationen einem misshandelten Volk die Hand reicht – und wann sie zuschaut wie es krepiert.
Die Formel ist ganz einfach. Keine, oder nur geringe Bodenschätze + einen Waffendeal mit Russland oder China und schon sind die aufmüpfigen Untertanen des Diktators zur Vergasung freigegeben.
In Libyen musste Gaddafis Stuhl nur kurz wackeln, schon wurde ihm sein erdölhaltiger Thron von europäischen Bombern unter dem königlichen Hintern weggeschossen. Das syrische Volk hat da mangels schwarzem Gold weniger Glück. Bleiben noch die Preisfragen des Tages: Was sagt es über die internationale Gemeinschaft aus, wenn sie es zulässt, dass ein UN-Mandat an ein Geschäft zwischen einem Diktator und einem lupenreinen Demokraten geknüpft ist? Wie können russische Waffen wertvoller sein als syrische Menschenleben?
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Dienstag, 7. Mai 2013
Neulich in der Weißwurstzentrale
gedankensturm, 15:44h
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Man, man, man, die Medien machen mir langsam echt Druck. Mir, dem Vater Theresa, dem sozialen Gewissen der Republik! So, kann das nicht weiter gehen! Kalle, wie können wir von dieser Sache nur ablenken?
Experte für Arsch- und Haartransplantationen: Hmm... lass mich mal einen Blick in die vertraulichen Daten unserer Beraterfreunde werfen... Ah, hier, unser Mann bei SportsTotal, der leider aufgeflogen ist. Konnte noch herausfinden, dass Götze ne Ausstiegsklausel hat. 37 Millionen.
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Perfekt! Ruf sofort den Struth an, das gibt ne Welle!
Experte für Arsch- und Haartransplantationen: Aber Uli, nicht, dass wir uns wieder einen Korb holen? So wie letztes Jahr... und bei Reus, bei Hummels, bei Lewandowski... Diese doofen Dortmunder wollen einfach nicht unsere schöne Kohle! Das liegt alles nur an diesem Haartransplateur, der ist voll der Menschenfänger!
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Aha, wir haben doch jetzt auch einen! Ruf sofort den Spanier an. Sag ihm, ER soll Götze anrufen und ihm erzählen, dass er aus ihm den neuen Messi macht. Der Kleine will doch Weltstar werden, das schluckt er bestimmt!
Zwei Anrufe später...
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: So, und jetzt Struth!
(Wählt)
Seriöser Spielerberater: Ja, SportsTotal, Struth hier, guten Tag.
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Grüß Gott Volker! Na, wie geht's dir? Was macht die Familie?
Seriöser Spielerberater: Mensch Uli, hör auf mit dem Scheiß. Mario hat mich schon 5x angerufen und "Ich werde der neue Messi! Messimessimessi!!" gerufen. Er will sogar "Messi II" auf seinem Trikot stehen haben.
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Na, dann ist ja alles klar! Für dich, lieber Volker, gibt's natürlich den üblichen Sonderbonus aus unserem guten alten Kirch-Deal-Festgeldkonto.
Seriöser Spielerberater: Alles klar, Uli. Nur eine Sache noch. Das darf auf keinen Fall vor Saisonende an die Öffentlichkeit! Vor allem nicht vor dem Halbfinale! Für Mario wird es das wichtigste Spiel seines Lebens. Seit Tagen redet er von nichts anderem. Vom BVB gar nicht erst zu reden. Die würden bei so einer Nummer doch total ausrasten und nie wieder Geschäfte mit mir machen!
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Volker, Volker, reg dich ab. Du kennst mich doch, ich bin ein seriöser Geschäftsmann.
Seriöser Spielerberater: Also habe ich dein Wort, Uli?
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Für was hältst du mich denn, Volker? Einen Steuerhinterzieher? (lacht)
Seriöser Spielerberater: Gut, gut, in Ordnung. Du weißt ja, ich will nur das Beste für meinen Jungen.
Seriöser Wurstfabrikant: Na klar, Volker. Ich doch auch, ich doch auch. Ciao. (legt auf)
Los Kalle, ruf die Bild an!
Experte für Arsch- und Haartransplantationen: Ich hab schon gewählt! Soo... Ja, Diekmann, altes Haus! Pass auf, wir haben da ne super Story für dich! Wir holen Götze! Zum Sommer. Für 37 Millionen. Ausstiegsklausel. Genau, Pep wollte ihn unbedingt. Und noch besser, Kai, du bekommst das EX-KLU-SIV von uns! Als Gegenleistung wäre es freilich nett, wenn ihr die Berichterstattung über den Uli in andere Bahnen lenken könntet. Bringt am besten eine ganze Reihe über seine sozialen Engagements. Ja, so in der Art. Irgendwas mit Kindern oder Behinderten, das zieht immer. Also, Servus!
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Na, das lief ja wie am Schnürrchen! Ich bin ein bisschen aus der Schusslinie und diesen gelbschwarzen Emporkömmlingen haben wir den besten Spieler weggeschnappt. Damit sind die Kräfteverhältnisse im deutschen Fußball endlich wieder gerade gerückt. Mensch Kalle, so gut habe ich mich seit dem Klose-Deal nicht gefühlt! Prost!
Experte für Arsch- und Haartransplantationen: Hmm... lass mich mal einen Blick in die vertraulichen Daten unserer Beraterfreunde werfen... Ah, hier, unser Mann bei SportsTotal, der leider aufgeflogen ist. Konnte noch herausfinden, dass Götze ne Ausstiegsklausel hat. 37 Millionen.
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Perfekt! Ruf sofort den Struth an, das gibt ne Welle!
Experte für Arsch- und Haartransplantationen: Aber Uli, nicht, dass wir uns wieder einen Korb holen? So wie letztes Jahr... und bei Reus, bei Hummels, bei Lewandowski... Diese doofen Dortmunder wollen einfach nicht unsere schöne Kohle! Das liegt alles nur an diesem Haartransplateur, der ist voll der Menschenfänger!
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Aha, wir haben doch jetzt auch einen! Ruf sofort den Spanier an. Sag ihm, ER soll Götze anrufen und ihm erzählen, dass er aus ihm den neuen Messi macht. Der Kleine will doch Weltstar werden, das schluckt er bestimmt!
Zwei Anrufe später...
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: So, und jetzt Struth!
(Wählt)
Seriöser Spielerberater: Ja, SportsTotal, Struth hier, guten Tag.
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Grüß Gott Volker! Na, wie geht's dir? Was macht die Familie?
Seriöser Spielerberater: Mensch Uli, hör auf mit dem Scheiß. Mario hat mich schon 5x angerufen und "Ich werde der neue Messi! Messimessimessi!!" gerufen. Er will sogar "Messi II" auf seinem Trikot stehen haben.
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Na, dann ist ja alles klar! Für dich, lieber Volker, gibt's natürlich den üblichen Sonderbonus aus unserem guten alten Kirch-Deal-Festgeldkonto.
Seriöser Spielerberater: Alles klar, Uli. Nur eine Sache noch. Das darf auf keinen Fall vor Saisonende an die Öffentlichkeit! Vor allem nicht vor dem Halbfinale! Für Mario wird es das wichtigste Spiel seines Lebens. Seit Tagen redet er von nichts anderem. Vom BVB gar nicht erst zu reden. Die würden bei so einer Nummer doch total ausrasten und nie wieder Geschäfte mit mir machen!
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Volker, Volker, reg dich ab. Du kennst mich doch, ich bin ein seriöser Geschäftsmann.
Seriöser Spielerberater: Also habe ich dein Wort, Uli?
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Für was hältst du mich denn, Volker? Einen Steuerhinterzieher? (lacht)
Seriöser Spielerberater: Gut, gut, in Ordnung. Du weißt ja, ich will nur das Beste für meinen Jungen.
Seriöser Wurstfabrikant: Na klar, Volker. Ich doch auch, ich doch auch. Ciao. (legt auf)
Los Kalle, ruf die Bild an!
Experte für Arsch- und Haartransplantationen: Ich hab schon gewählt! Soo... Ja, Diekmann, altes Haus! Pass auf, wir haben da ne super Story für dich! Wir holen Götze! Zum Sommer. Für 37 Millionen. Ausstiegsklausel. Genau, Pep wollte ihn unbedingt. Und noch besser, Kai, du bekommst das EX-KLU-SIV von uns! Als Gegenleistung wäre es freilich nett, wenn ihr die Berichterstattung über den Uli in andere Bahnen lenken könntet. Bringt am besten eine ganze Reihe über seine sozialen Engagements. Ja, so in der Art. Irgendwas mit Kindern oder Behinderten, das zieht immer. Also, Servus!
Steuerhinterziehender Wurstfabrikant: Na, das lief ja wie am Schnürrchen! Ich bin ein bisschen aus der Schusslinie und diesen gelbschwarzen Emporkömmlingen haben wir den besten Spieler weggeschnappt. Damit sind die Kräfteverhältnisse im deutschen Fußball endlich wieder gerade gerückt. Mensch Kalle, so gut habe ich mich seit dem Klose-Deal nicht gefühlt! Prost!
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Mittwoch, 19. Dezember 2012
Weltenende - Die Interviews // Ansichten der Bevölkerung
gedankensturm, 18:01h
Ein Pinguin läuft durch eine weiße Wüste. Irritiert. Perplex. Und doch verspielt. Eine deutsche Mutter schiebt einen Einkaufskinderwagen durch die Fußgängerzone. Ein buntes Mikrophon wird ihr unter die Nase gehalten.
nR^1: (/Guten Tag!) Was würden Sie tun, wenn Sie wüssten, dass in einem Monat die Welt unterginge?
dM^2: Öhm, joah ... wahrscheinlich verreisen, nech?
[Pause]
dM: [erhellte Miene, kurz vor der Pointe] Und schön blau machen! Is' ja egal, dann.
nR: [nickt] Verstehe. [wendet sich zum Publikum] Tja, was (/mache) treibe ich überhaupt noch hier? [zwinker]
[Schnitt]
[drei Adidas-Anzüge laufen Faxen machend durchs Bild]
nR: Und ihr, was macht ihr noch, bevor die Welt untergeht?
AA#1^3: Yo, ähm ... noch mal fett saufen und das Leben abfeiern, yo!
AA#2^4: Und nochma 'ne Alde klar machen!
AA#3^5: Und einen rauchen.
AA#1: Also alles wie immer! [grinst-lacht] Hehe. Yo. [kurzer, leerer Blick in die Kamera]
[Schnitt]
nR: Und Sie?
aM^6: Komm, mach dat Ding aus, ker! [läuft demonstrativ an Kamera vorbei] So ein Scheiß will ich nicht hören! [murmelt] Menschenskinners.
Der Pinguin taumelt. Ihm ist sehr warm. Außerdem hat er seine Nase verloren. Vielleicht hat er sie auch nur falsch aufgesetzt.
[Schnitt]
_____________________________________________
1 neugieriger Reporter
2 deutsche Mutter
3 Adidas-Anzug #1
4 Adidas-Anzug #2
5 Adidas-Anzug #3
6 alter Mann
nR^1: (/Guten Tag!) Was würden Sie tun, wenn Sie wüssten, dass in einem Monat die Welt unterginge?
dM^2: Öhm, joah ... wahrscheinlich verreisen, nech?
[Pause]
dM: [erhellte Miene, kurz vor der Pointe] Und schön blau machen! Is' ja egal, dann.
nR: [nickt] Verstehe. [wendet sich zum Publikum] Tja, was (/mache) treibe ich überhaupt noch hier? [zwinker]
[Schnitt]
[drei Adidas-Anzüge laufen Faxen machend durchs Bild]
nR: Und ihr, was macht ihr noch, bevor die Welt untergeht?
AA#1^3: Yo, ähm ... noch mal fett saufen und das Leben abfeiern, yo!
AA#2^4: Und nochma 'ne Alde klar machen!
AA#3^5: Und einen rauchen.
AA#1: Also alles wie immer! [grinst-lacht] Hehe. Yo. [kurzer, leerer Blick in die Kamera]
[Schnitt]
nR: Und Sie?
aM^6: Komm, mach dat Ding aus, ker! [läuft demonstrativ an Kamera vorbei] So ein Scheiß will ich nicht hören! [murmelt] Menschenskinners.
Der Pinguin taumelt. Ihm ist sehr warm. Außerdem hat er seine Nase verloren. Vielleicht hat er sie auch nur falsch aufgesetzt.
[Schnitt]
_____________________________________________
1 neugieriger Reporter
2 deutsche Mutter
3 Adidas-Anzug #1
4 Adidas-Anzug #2
5 Adidas-Anzug #3
6 alter Mann
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Donnerstag, 20. September 2012
Novemberregen
gedankensturm, 15:25h
Warm – kalt – warm – kalt, nass. Pendeln. Bus raus, Bahn rein. 4 Minuten warten. Nur 4 Minuten. Nicht sinnvoll zu füllen, die Zeit. Warten. Beobachten. Denken, träumen. Kälte, wendige, die durch nasse Glieder zieht. Warten. Beobachten. Ein noch mit Blättern begabter Baum ächzt im Wind.
Menschen. Laut, leise. Normal. Wanne-Eickel Hauptbahnhof. Ruhrpott-grau folgt Ruhrpott-grün. Seminar passé, again. Lauf Hase, lauf. Such' einen Unterbau. Raus ins Freie, ungemütliche, Nass-Kalte. Weg, weg, weg, weg. Auf, auf, auf, auf.
Voll, voll. Keine Ruhe. GE Hbf, na toll. Hoffentlich bald in Essen. Schrei es heraus jetzt. Später Wut, Unmut, nah an Wallenstein. Wo bleibt der Frühling? So fern scheint er, so fern. Doch wird er kommen, blühen, gedeihen, Bessere tage, weit weg.
Allein die Temperatur, sie hülfe. Die Stimmung erst recht. So sei es. Kein Licht ohne Dunkel, kein Leben ohne Sterben. Sterben liegt nicht in der Luft, Vegetieren viel mehr. Vegetieren in 3D. Fortschritt machts möglich. Platschplatsch draußen, Ohrenghettoblastermenschen drinnen. Viel Freude bringt das Novemberpendeln.
Warm – kalt – warm – kalt, grau. Zu viel schlafen, zu viel vegetieren, zu wenig echtes Leben. Wo ist der Antrieb? Wo ist der Antrieb in diesen Tagen? Raus aus der Bahn ...
Rein. Sitzplatz im RE1, olé. Langsam ernährt sich das Eichhörnchen. Aber es lebt. Warum gibt es eigentlich keinen Winterschlaf für Menschen? Hamstern im Herbst, dann Speckschicht anfressen und monatelang nur im Bett liegen und schlafen. Was man dann wohl so träumt? Ganze zusammenhängende Geschichten, Bücher gar?
Taschendiebe unterwegs, aha. Müssen auch hamstern, um über den Winter zu kommen. Für eine Playsi unterm Baum. Bahngespräche nerven. 7 Minuten Verspätung, das wars mit der U-Bahn. Bahngespräche nerven. Dunkel draußen, nun. Auch nicht besser.
Menschen. Laut, leise. Normal. Wanne-Eickel Hauptbahnhof. Ruhrpott-grau folgt Ruhrpott-grün. Seminar passé, again. Lauf Hase, lauf. Such' einen Unterbau. Raus ins Freie, ungemütliche, Nass-Kalte. Weg, weg, weg, weg. Auf, auf, auf, auf.
Voll, voll. Keine Ruhe. GE Hbf, na toll. Hoffentlich bald in Essen. Schrei es heraus jetzt. Später Wut, Unmut, nah an Wallenstein. Wo bleibt der Frühling? So fern scheint er, so fern. Doch wird er kommen, blühen, gedeihen, Bessere tage, weit weg.
Allein die Temperatur, sie hülfe. Die Stimmung erst recht. So sei es. Kein Licht ohne Dunkel, kein Leben ohne Sterben. Sterben liegt nicht in der Luft, Vegetieren viel mehr. Vegetieren in 3D. Fortschritt machts möglich. Platschplatsch draußen, Ohrenghettoblastermenschen drinnen. Viel Freude bringt das Novemberpendeln.
Warm – kalt – warm – kalt, grau. Zu viel schlafen, zu viel vegetieren, zu wenig echtes Leben. Wo ist der Antrieb? Wo ist der Antrieb in diesen Tagen? Raus aus der Bahn ...
Rein. Sitzplatz im RE1, olé. Langsam ernährt sich das Eichhörnchen. Aber es lebt. Warum gibt es eigentlich keinen Winterschlaf für Menschen? Hamstern im Herbst, dann Speckschicht anfressen und monatelang nur im Bett liegen und schlafen. Was man dann wohl so träumt? Ganze zusammenhängende Geschichten, Bücher gar?
Taschendiebe unterwegs, aha. Müssen auch hamstern, um über den Winter zu kommen. Für eine Playsi unterm Baum. Bahngespräche nerven. 7 Minuten Verspätung, das wars mit der U-Bahn. Bahngespräche nerven. Dunkel draußen, nun. Auch nicht besser.
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Dienstag, 11. September 2012
Der Tyrann
gedankensturm, 19:20h
Klopf, klopf. Wer da? Der Teufel bittet zum Tanz. Herein, herein. Immer herein in die gute Stube. Die Hölle ist ein steter Platz auf Erden. Alle Führer heißen sie willkommen. Garantiert sie mehr Macht? Ohja, ohja! Ja! Das tut sie, nur immerzu hinein mit der Suppe. MachtMachtMacht. Mehrmehrmehr. Mehr davon, bis wir platzen. Platzen vor lauter Gier. Gier, die uns antreibt. Gier, die uns befriedigt. Gier, die uns sabbern, geifernd kebbeln lässt. Gier, die unser Konkurrenzdenken bestimmt. Hinfort mit den Gedankenwellen der Harmonie! Hinfort! Kampf, Kampf! Kampf! Tod und Hass und Gewalt! Herbei! Herbei! Hass! Hass! Hass! HassHassHassHassHassHass! Macht durch Hass, Macht durch Gewalt! Menschen versklaven, Untertanen erschaffen, alle beherrschen, beherrschen, alle! Nieder mit ihnen in den Staub. In den Staub! Nichts zählt sonst, nichts zählt mehr! Nichts. Zählt. Mehr.
Mehr?
[Puh. Das musste raus. 'Tschuldigung.] Komisch, keiner ist mehr da. Keiner. Wo sind denn alle.. Freunde? Hallo? Ich bin so allein, so allein. Niemand ist mehr da. Niemand. Wo sind sie nur? Wo? Wo? Ach ja. Im Staub.
Hoppla. So war das nicht gemeint, Leute. Ehrlich nicht. Was? Wartet, ich nehme euch mal die Knebel ab. Die Fesseln auch – hey, wartet! Nein, tut das nicht! Stopp! Ich musste es tun! Einer musste doch herrschen! Versteht doch, es ging nicht anders. Was soll das heißen, dafür ist es jetzt zu spät? Warum? Wieso? Vor ein Gericht? Ein Kriegsgericht? Aber wir haben doch gewonnen? Gemeinsam haben wir gesiegt – oder nicht? Zu welchem Preis? Na, zu dem, der eben bezahlt werden musste.
Viele Menschen mussten sterben? Nun, wenigstens nicht umsonst. Nun geht es doch allen besser, nicht? Wir sind größer, wir sind stärker. Vor unserer Nation zittert, erschauert die ganze Welt! Was können wir noch wollen, was sonst erstreben? Wir sind mächtig!
Und auch die Fesseln habe ich euch genommen. Natürlich war das großzügig! Oder willst du sie wieder spüren, Bursche! Hast du ihre Last etwa schon vergessen? Dir bekommt wohl die frische Luft der Freiheit nicht! Unverbesserlich? Was soll das heißen? Wachen! Genug mit dieser Gesellschaftsspielerei. Entfernt den Pöbel. Genug ist genug. Ist genug.
Ich muss herrschen.
Mehr?
[Puh. Das musste raus. 'Tschuldigung.] Komisch, keiner ist mehr da. Keiner. Wo sind denn alle.. Freunde? Hallo? Ich bin so allein, so allein. Niemand ist mehr da. Niemand. Wo sind sie nur? Wo? Wo? Ach ja. Im Staub.
Hoppla. So war das nicht gemeint, Leute. Ehrlich nicht. Was? Wartet, ich nehme euch mal die Knebel ab. Die Fesseln auch – hey, wartet! Nein, tut das nicht! Stopp! Ich musste es tun! Einer musste doch herrschen! Versteht doch, es ging nicht anders. Was soll das heißen, dafür ist es jetzt zu spät? Warum? Wieso? Vor ein Gericht? Ein Kriegsgericht? Aber wir haben doch gewonnen? Gemeinsam haben wir gesiegt – oder nicht? Zu welchem Preis? Na, zu dem, der eben bezahlt werden musste.
Viele Menschen mussten sterben? Nun, wenigstens nicht umsonst. Nun geht es doch allen besser, nicht? Wir sind größer, wir sind stärker. Vor unserer Nation zittert, erschauert die ganze Welt! Was können wir noch wollen, was sonst erstreben? Wir sind mächtig!
Und auch die Fesseln habe ich euch genommen. Natürlich war das großzügig! Oder willst du sie wieder spüren, Bursche! Hast du ihre Last etwa schon vergessen? Dir bekommt wohl die frische Luft der Freiheit nicht! Unverbesserlich? Was soll das heißen? Wachen! Genug mit dieser Gesellschaftsspielerei. Entfernt den Pöbel. Genug ist genug. Ist genug.
Ich muss herrschen.
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Freitag, 17. Februar 2012
Wer hat den Wulff geschlachtet? Und warum?
gedankensturm, 15:40h
Abgesehen von den wulffschen Unzulänglichkeiten finde ich es bemerkenswert, mit welcher Aggressivität die deutsche Medienlandschaft den Bundespräsidenten zur Schlachtbank getrieben hat. Darüber redet niemand. Warum eigentlich?
Die deutsche Journaille nahm den Anruf bei der Bild-Zeitung offenbar persönlich. Und diese arme, arme Bild-Zeitung, die ja in der Angelegenheit keinerlei eigene Interessen verfolgte, musste im Sinne der Pressefreiheit dringend beschützt werden. Vor diesem mächtigen, mächtigen Wulff. War er nicht eher das protegierte Ziehkind des größten und mächtigsten Verlags des Kontinents? So bemerkte es wenigstens die Süddeutsche Zeitung am 3. Januar: http://www.sueddeutsche.de/medien/wulff-und-die-springer-presse-erst-gehaetschelt-dann-fallengelassen-1.1250046
So ungeschickt Wulff agierte, so gereizt (re-)agierte die Presse. Hauptsache drauf. Immer auf Seite 1. Scheiß auf die Menschen in Syrien. Denn eines ist auch klar: Begibt sich das Gros der publizierenden Zunft auf einen Kreuzzug für die angeblich attackierten eigenen Freiheiten, bleiben notwendigerweise andere Themen auf der Strecke.
Natürlich benötigt eine funktionierende Demokratie eine funktionierende Presse- und Meinungsfreiheit. Jedoch setzt dies ein verantwortungsvolles Handeln der Journalisten voraus. Auch sie müssen den ihnen gewährten Freiheiten gerecht werden. In einer sich immer schneller drehenden Medienmaschinerie gilt häufig nur noch der erste Teil des Ehrenkodexes „Get it first, but first get it right!“, da hilft auch der Gegendarstellungsanspruch in § 11 des Landespressegesetzes kaum noch aus. Eine Nachricht reicht häufig, um ganze Existenzen zu vernichten.
Medien sind mächtig. Und sie setzen ihre Macht ganz gezielt ein, um politischen Einfluss auszuüben. Im Fall Wulff traf dies nun nicht unbedingt den Falschen. Das macht es dennoch nicht richtig.
Die deutsche Journaille nahm den Anruf bei der Bild-Zeitung offenbar persönlich. Und diese arme, arme Bild-Zeitung, die ja in der Angelegenheit keinerlei eigene Interessen verfolgte, musste im Sinne der Pressefreiheit dringend beschützt werden. Vor diesem mächtigen, mächtigen Wulff. War er nicht eher das protegierte Ziehkind des größten und mächtigsten Verlags des Kontinents? So bemerkte es wenigstens die Süddeutsche Zeitung am 3. Januar: http://www.sueddeutsche.de/medien/wulff-und-die-springer-presse-erst-gehaetschelt-dann-fallengelassen-1.1250046
So ungeschickt Wulff agierte, so gereizt (re-)agierte die Presse. Hauptsache drauf. Immer auf Seite 1. Scheiß auf die Menschen in Syrien. Denn eines ist auch klar: Begibt sich das Gros der publizierenden Zunft auf einen Kreuzzug für die angeblich attackierten eigenen Freiheiten, bleiben notwendigerweise andere Themen auf der Strecke.
Natürlich benötigt eine funktionierende Demokratie eine funktionierende Presse- und Meinungsfreiheit. Jedoch setzt dies ein verantwortungsvolles Handeln der Journalisten voraus. Auch sie müssen den ihnen gewährten Freiheiten gerecht werden. In einer sich immer schneller drehenden Medienmaschinerie gilt häufig nur noch der erste Teil des Ehrenkodexes „Get it first, but first get it right!“, da hilft auch der Gegendarstellungsanspruch in § 11 des Landespressegesetzes kaum noch aus. Eine Nachricht reicht häufig, um ganze Existenzen zu vernichten.
Medien sind mächtig. Und sie setzen ihre Macht ganz gezielt ein, um politischen Einfluss auszuüben. Im Fall Wulff traf dies nun nicht unbedingt den Falschen. Das macht es dennoch nicht richtig.
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