Mittwoch, 12. März 2014
Phnom Penh
Es faellt schwer, Worte zu finden, um Angkor Wat zu beschreiben. Es mag abgedroschen klingen, aber ich denke, man muss es wirklich mit eigenen Augen sehen. In jedem Fall gehoert es zu den beeindruckendsten Dingen, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe.



In der letzten Nacht in Siam Reap waren wir zusammen mit zwei Jungs aus Koeln in der ziemlich coolen roof top Bar des Mad Monkey Hostels. Der Boden war mit Sand ausgelegt. Einfach ein geiles Gefuehl, nach so langer Zeit wieder Sand unter den Fuessen zu spueren. Dazu noch ein kuehles Bier, nette Leute, was will man mehr? Nach einer kurzen Fahrt zu siebt in/auf einem Tuk Tuk ging es ab in die Pub Street, wo wir es ein wenig krachen haben lassen.



Die etwas verkatert und verspaetet aufgenommene, achtstuendige Fahrt nach Phnom Penh, die Hauptstadt von Kambodscha, war dagegen deutlich weniger angenehm. Die kambodschanischen Strassen sind nicht mit den thailaendischen zu vergleichen, ausserdem mussten wir eine Dauerbeschallung durch schlechte Gesangshows ertragen. Zum Glueck habe ich meiner Kopfhoerer dabei.
Das Homeland Guest House hier in Phnom Penh macht einen okayen Eindruck. Bislang hatten wir richtig Glueck mit unseren Hostels. Das kann gerne so bleiben. Hier habe ich zum ersten mal etwas schaerfer gegessen, 'hot chicken with rice'. Mit Peperoni-Schoten. :) War nice und nicht schaerfer als meine sonstigen Peperoni-Gerichte. Ausserdem half es, die etwas angeschlagenen Atemwege freizupusten. Mit 36 Grad habe ich ja keine Probleme, mit Klimaanlagen anscheinend schon.
Unsere Route haben wir ein wenig abgeaendert. Statt ueber eine aehnliche Strecke von Saigon nach Bangkok zurueck zu tuckern, nehmen wir nun erst die vietnamesische Insel Phu Quoc (Straaaand! :) mit und fliegen danach von der vietnamesischen wieder zurueck in die thailandische Hauptstadt.
Gestern haben wir uns mit den Koelnern das 'Killing Field', das Toul Sleng Muesum und den Royal Palace angesehen. Die 'Killing Fields' waren gewissermassen die KZs der Khmer Rouge. Unvorstellbares Grauen herrschte hier und vernichtete ueber zwei Millionen Menschenleben. Durch organisierte Toetungen, Folter oder als Folge von Zwangsarbeit und Unterernaehrung. Hauefig wurde die ganze Familie ausgeloescht. Es galt, das 'Gras an der Wurzel herauszureissen'. Und zwar unter der Praemisse, 'lieber einen Unschuldigen zu toeten als einen potentiellen Feind zu verschonen'.
Das galt auch fuer Kinder. Man wollte nicht, dass sie sich spaeter raechen. Kleinkinder und Babys wurden an sogenannten 'Killing Trees' umgebracht. Man nahm sie bei den Fuessen und schlug ihren Kopf gegen den massiven Stamm bis ihre Schaedel zerplatzten. Als man die 'Killing Fields' fand, klebte noch Blut und Knochstuecke an den Baeumen.
In dem Toul Sleng Museum, das ein ehemaliges Foltergefaengnis der Khmer Rouge ist, konnte man einzelne Biographien der Opfer nachlesen, auch die der 7 Ueberlenden des 'Killing Fields' in Phnom Penh. Insgesamt fielen hier ueber 20.000 Menschen dem Pol Pot Regime zum Opfer. Einer der Ueberlenden meldete sich, als ein Aufseher fragte, wer gut zeichnen koenne. Daraufhin wurde er zu 'Dutch', dem Leiter des Lagers, gebracht. Dieser erklaerte ihm, dass er ein Portraet von Pol Pot malen muesse, welches genau so gut ausszusehen habe wie ein Foto, dass er ihm als Vorlage zeigte. Andernfalls wuerde er ihn umbringen. An den Bildern im Zimmer konnte er erkennen, dass schon einige vor ihm daran gescheitert waren. Doch sein Portraet konnte 'Dutch' ueberzeugen. So wurde er fortan wie ein Soldat mit Nahrung etc. versorgt und konnte durch diese Privilegien ueberleben, als einer von 7 unter 20.000.
Neben den sieben haben zwei Kinder ueberlebt. Eines, weil es erst spaeter im 'Killing Field' deportiert wurde. Als die Kaempfe das Lager erreichten, versteckte es sich. Aus dem Versteck sah es den juengsten Gefangenen, ein ca. 6 Monate altes Baby. Es lag schreiend und weinend auf dem Boden. Dann wurde es still. Als der kleine Junge sah, wie dem Baby Ameisen in die Ohren krabbelten, realisierte er, dass es tot war.

Der Royal Palace, den wir anschliessend besuchten, war nach den Erfahrungen der letzen Tage nicht mehr ganz so eindrucksvoll. Nach einem kleinen Abstecher ueber einen Markt an der Riverside nahe des Mekong schlichen wir uns zu viert in ein teureres Hotel, um vom Dach aus den Sonnenuntergang zu beobachten. Der Blick ueber die Stadt war fantastisch. Und diesmal wollte mich keine Chinesin mit Bonbons bestechen und mit ihrer Tochter verkuppeln, wie beim letzten Sonnenuntergang auf dem Bakheng Mountain in Angkor Wat.
Spaeter trafen wir im Hostel der anderen beiden Jungs zwei Schweden und eine Deutsche und zogen mit ihnen durch zwei Bars, die aber leider nicht ganz so geil waren wie die in Siap Ream. Anschliessend goennten wir uns im Rotlichtviertel noch ein gutes Essen. Wir trafen dort einen aelteren Brasilianer, der mir erklaerte, dass viele Leute das Konzept der hiesigen Etablissements - er kam gerade aus einem - nicht verstuenden. 'You're just sitting around with beautiful women, you know?' Aha.
Um noch bis zum Bayern-Arsenal Spiel um 2:45 Uhr Ortszeit auszuharren, fehlte den meisten von uns die Frische, sodass auch M. und ich ein Tuk Tuk zu unserem Hostel nahmen. Leider schien sich der alte Fahrer in Phnom Penh nicht so gut auszukennen, so dass wir ein wenig planlos durch die Nacht irrten. Ein paar Mal fragte er Kollegen (Tuk Tuk Fahrer haengen wohl zu jeder Tagezeit irgendwo ab) nach dem Weg. Zusammen mit unserer ungefaehren Ahnung vom Standort des Hostels fanden wir dann irgendwann das gewuenschte Ziel. Ein bisschen aergerlich, aber besser, einen planlosen Fahrer zu haben als einen, der uns in einer dunklen Gasse verschwinden laesst. Dank des Fernsehers in unserem Zimmer konnten wir sogar noch das Spiel schauen, das ein paar Minuten spaeter anfing. Einmal mehr ein guter Tag in Kambodscha.

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