Mittwoch, 4. Oktober 2017
Saigon
Tag 16 – Phú Quốc Airport

Mach’s gut, Phú Quốc. Es war schön mit dir. Fliegen ist natürlich purer Luxus (Und mies für die Umwelt). Aber heute sind mir mal dekadent. Taxi zum neuen Airport (Der alte wird hier übrigens einfach als Straße weiterbenutzt. Schon spaßig, mit einem Roller über eine Landebahn zu heizen.), Check-in, jetzt am Gate chillen, 'ne Stunde warten oder so. Dann eine knappe Stunde fliegen, Taxi zum Hostel, fertig.



Saigon. Bisschen abgefuckt das Hostel. Die Mitbewohner scheinen ziemlich fertig und/oder unfreundlich zu sein. Keiner sagt hallo. In der Stadt sieht man den europäischen Einfluss, große grüne Parks, lange Alleen, Kolonialbauten. Gerade in einer Kneipe um die Ecke einen Meerbuscher kennengelernt, der in Tokyo studiert. Hat uns eine unschöne Geschichte erzählt von einem anderen Backpacker, der im Suff mit der Währung durcheinandergekommen ist, aus Versehen 1.000 Euro abgehoben hat und dann in eine Gasse gezogen, verprügelt und ausgeraubt worden ist. Keine Ahnung, wie viel davon stimmt und natürlich kann man auch einfach Pech haben. Aber bei jeder dieser Geschichten, die ich bislang gehört habe, gab es meistens einen potentiellen Wendepunkt. An diesem hätte der Überfall mit etwas vorausschauenderem Verhalten vermieden werden können. Wachsam bleiben, aber genießen.



Tag 17 – The Real Lucy Hotel, Saigon

Hier versuchen einen selbst die Apotheker über den Tisch zu ziehen! :D Mo schlief noch, also lief ich ein wenig durch die Gegend, auf der Suche nach einem Frühstück und neuem ACC-Ersatz. Ersteres war schwierig zu finden, auf Hühnchen auf Baguette hatte ich noch keine Lust. Geschweige denn auf den Rest, der sonst so angeboten wurde. Immerhin fand ich eine Apotheke, die sogar ACC am Start hatte. Für 12 Pakete 200er, also vier Tagesrationen wollte der Meister, der seine Kolleginnen im Angesicht eines vermeintlich wohlhabenden Europäers verscheuchte, um das Verkaufsgespräch selbst zu übernehmen, aber 340.000 Dong haben. Also 11 Euro, bzw. $15! Ich sagte ihm daraufhin, dass ich in Phnom Penh für das ganze Paket $3,50 gezahlt hätte. Daraufhin wollte er dann nur noch $1,61, einmal mehr begleitet von wildem Herumgetippe auf einem Taschenrechner. Im Wissen, nun zwar immer noch den vielfachen Preis eines Einheimischen, aber immerhin einen deutlich angemesseneren zu zahlen, schlug ich zu und besiegelte so den ersten Apotheken-Deal meines Lebens.



Später. Vorhin im Bia College ein sehr nettes lesbisches Paar aus Australien getroffen. Gute Gespräche über Reisen und das Leben. Tagsüber dem War Museum einen Besuch abgestattet. Es war einseitig, aber eindrucksvoll. Krass, wie das kommunistische Vietnam die Friedensbewegung vereinnahmt. Alles, was gegen die imperialistischen USA geht, ist gut. Keine Frage, dass die USA unfassbare Kriegsverbrechen begangen, z. B. Vietnamesen an Panzer gebunden und zu Tode geschleift, Napalm und Agent Orange über Dörfer abgeworfen haben. Die Folgen wurden im War Museum zur Schau gestellt. Ich für meinen Teil habe für die nächste Zeit erst einmal genug verkrüppelte und tote Kinder gesehen. In europäischen Museen wird das Leid weniger drastisch dargestellt. Was angemessener ist und für folgende Generationen den größeren Lerneffekt bringt, lässt sich aber durchaus diskutieren, finde ich.



Tag 18

In der Frühstückslobby von Mücken umzingelt. Die Stich-Prävention läuft hier nicht so. Aber schon kommt der sehr nette Wachmann mit einem Räucherteil an, was die saugenden Biester wohl vertreiben soll. Bin froh, wenn ich aus dem Hostel wieder raus bin, alles sehr anonym hier. Aber Saigon ist als Stadt ausgesprochen schön. Gestern waren wir wieder in einem „Einheimischen-Restaurant“. Wie die Leute immer abgehen, wenn wir da einfach so reinkommen, Wahnsinn! Extrem lustig und sehr sympathisch. So haben wir wieder viele neue Vokabeln gelernt, zum Beispiel wie man einem hübschen Mädchen Komplimente macht (ban tep lan!). Vokabelhilfen dieser Art geben die jungen Kellnerinnen auch ungefragt ausgesprochen gerne.
Aber ein gutes Kontrastprogramm nach den Eindrücken des Kriegsmuseums. Ernsthaft, verstümmelte und niedergemetzelte Kinder habe ich nun genug gesehen. Einfach nur krass, was dieser Krieg den Menschen angetan hat. Agent Orange, Agent des Todes. Diese Bilder werde ich eine Weile nicht vergessen.
Es sind die Feinheiten, die den Unterschied ausmachen. Die amerikanischen Panzer stehen vor dem Kriegsmuseum, die sowjetischen vor dem Unabhängigkeitspalast.



Später waren wir wieder im Bia College. Witzig, wie die Vietnamesen sich da ordentlich einen hinter die Binde kippen. Bevorzugt in großen Gruppen. Einige haben uns fröhlich zugeprostet. Und wir dann zurück: Dzô! Herrlich. Für die Aussicht vom Lotus Tower mussten wir 200.000 Dong latzen, aber das war es wert. Auf der einen Seite ein Sonnenuntergang über einer Stadt, die weiter reicht, als das Auge blicken kann. Auf der anderen Seite eine omegaförmige Flussbeugung, der Saigon River.



weiter nach Bangkok