Dienstag, 8. November 2011
Gedanken zu Melancholia von Lars von Trier
Zurück aus Melancholia. Lars von Triers Weltuntergang ist so absolut gnadenlos, dass das Schweigen und die Stille des totalen Endes absolut wird. Kein Happy End, kein Held, der in letzter Sekunde das Ruder herum reißt, nicht einmal ein Paradies, nicht einmal eine Hölle. Einfach nur nichts. Der Slogan, der für die Werbung reichen muss, reicht auch, um mit allem abzuschließen und die Vergänglichkeit allen Seins darzustellen. Vanitas. Es kommt noch schlimmer. „Every single creature dies alone“, wusste schon Donnie Darko. Für das kollektive Sterben in Melancholia gilt diese Erkenntnis auch, ist aber aufgrund des parallelen Abnippelns von Milliarden von Lebewesen umso härter.

Lars von Trier haut mit seiner konsequenten Apokalypse ohne Himmel all jenen in die Fresse, die die Geschichte der Menschen und insbesondere die ihrige derart wichtig nehmen, dass sie nicht nur ihre eigene Vergänglichkeit ignorieren, sondern auch den Fakt, dass sie nur der Hauch eines Sandkorns am unendlichen Strand der Zeit sind. Ein Furz im Universum. (Was vielleicht das einzige ist, was wirklich unendlich wächst. Wo wir gerade bei Fehlern und neuen Erkenntnissen der Menschheit sind.) Jeder einzelne Mensch ist also ein absolutes Nichts. Egal, was er erreicht, wie viel verdient, zusammen gerafft und was er vielleicht wirklich bewegt hat. Am Ende schluckt er aus Feigheit eine Überdosis Pillen und verreckt an seiner eigenen Kotze im Pferdestall. Er ist so von seiner kleinen Welt der menschlichen Errungenschaften überzeugt, dass er keine Zweifel zulässt. Alternativlos ist sein Leben und so muss es enden.

Lars von Trier hält den Spiegel vor und zertrümmert mit diesem das Selbstverständnis und das Ego der modernen Menschenwelt. Wer mit Melancholia gestorben ist, dem bleibt nur eine große Popcorntüte Demut. Und eine kleine, ruhende Hoffnung. Und diese flüstert: Wir leben nur für uns selbst. Was zählt, ist das Glück des Augenblicks. Unsere Zivilisation ist nur ein Wimpernschlag alt, vielleicht bleibt es dabei. Bis es soweit ist, müssen nur eines tun: leben.