Freitag, 17. Februar 2012
Wer hat den Wulff geschlachtet? Und warum?
Abgesehen von den wulffschen Unzulänglichkeiten finde ich es bemerkenswert, mit welcher Aggressivität die deutsche Medienlandschaft den Bundespräsidenten zur Schlachtbank getrieben hat. Darüber redet niemand. Warum eigentlich?

Die deutsche Journaille nahm den Anruf bei der Bild-Zeitung offenbar persönlich. Und diese arme, arme Bild-Zeitung, die ja in der Angelegenheit keinerlei eigene Interessen verfolgte, musste im Sinne der Pressefreiheit dringend beschützt werden. Vor diesem mächtigen, mächtigen Wulff. War er nicht eher das protegierte Ziehkind des größten und mächtigsten Verlags des Kontinents? So bemerkte es wenigstens die Süddeutsche Zeitung am 3. Januar: http://www.sueddeutsche.de/medien/wulff-und-die-springer-presse-erst-gehaetschelt-dann-fallengelassen-1.1250046

So ungeschickt Wulff agierte, so gereizt (re-)agierte die Presse. Hauptsache drauf. Immer auf Seite 1. Scheiß auf die Menschen in Syrien. Denn eines ist auch klar: Begibt sich das Gros der publizierenden Zunft auf einen Kreuzzug für die angeblich attackierten eigenen Freiheiten, bleiben notwendigerweise andere Themen auf der Strecke.

Natürlich benötigt eine funktionierende Demokratie eine funktionierende Presse- und Meinungsfreiheit. Jedoch setzt dies ein verantwortungsvolles Handeln der Journalisten voraus. Auch sie müssen den ihnen gewährten Freiheiten gerecht werden. In einer sich immer schneller drehenden Medienmaschinerie gilt häufig nur noch der erste Teil des Ehrenkodexes „Get it first, but first get it right!“, da hilft auch der Gegendarstellungsanspruch in § 11 des Landespressegesetzes kaum noch aus. Eine Nachricht reicht häufig, um ganze Existenzen zu vernichten.
Medien sind mächtig. Und sie setzen ihre Macht ganz gezielt ein, um politischen Einfluss auszuüben. Im Fall Wulff traf dies nun nicht unbedingt den Falschen. Das macht es dennoch nicht richtig.