Donnerstag, 13. November 2014
Indie-Interaktion allererster Güte
Augustines im zakk, 12.11.2014

Die formidabel aufgelegten und für eine Vorband exquisit zelebrierten Arkells bereiteten am Tag 2 der 5. Jahreszeit in Düsseldorf den Boden für eine der vielversprechendsten Neuentdeckungen des amerikanischen Indie Rock, sowie der lebendig dargebotenen Musik im Allgemeinen - den Augustines aus Brooklyn, New York.

Augustines Düsseldorf 2014

Und in der Tat musste das Publikum im gut gefüllten, aber nicht ausverkauften zakk auch vom Main Act trotz der rasch enorme Energien und Emotionen freisetzenden Takte noch warm gespielt werden bis es ähnlich abging wie deren Mann an der Trompete. Die hierfür notwendige Interaktion mit der Crowd beherrschen die Augustines bereits wie kaum eine andere Kapelle. Man könnte nun davon sprechen, dass sie sich des ganzen "Repertoires" der musikalischen Live-Unterhaltung bedienten, um das Publikum gewogen zu stimmen. Angesichts der Authentizität, Passion und Wucht, mit der das Dreigestirn (mitsamt Trompetenmann) über die Bühne wirbelt, mutet diese technisch abgeklärte Umschreibung jedoch schon fast ketzerisch an. Als Teil der staunenden Masse fühlt man geradezu die ernsthafte Hingabe, mit der die Jungs aus New York ihre Songs in die Welt hinaus ballern. An passender Stelle (z. B. bei Balladen wie "Juarez") wird mal andächtig das Licht gedämmt, mal spontan ein Mensch mit Bier auf die Bühne geholt oder, in einer kurzen Erholungsphase, eine Anekdote von aggressiven Katzen aus dem Hause des Multi-Instrumentalisten Sanderson zum Besten gegeben.

Das Live-Kerngeschäft, die Musik und hier an erster Stelle das eindrucksvolle Organ des Billy McCarthy, ist ohnehin über jede Kritik erhaben. Endgültig springt der Funke zwischen den Augustines und Düsseldorf dann über, als sie ankündigen, einen letzten Song zu spielen nur um dann plötzlich ein Akustikset von dem höher gelegenen Verbindungstribünenlaufsteg des zakk aus dem Hut zu zaubern. An dieser Stelle erreichen sie nicht nur physisch eine Höhe, die nicht viele Bands bei ihren Konzerten zu erklimmen vermögen. Die Intensität der Interaktion gelangt an ihren Höhepunkt, als die Augustines nach kurzer "Psst!"-Beruhigung bei dem wundervollen "The Avenue" aus einem Publikum ihren eigenen Chor, ihr zusätzliches Organ formieren. Von oben herab und doch als lebendig vibrierender Teil des Ganzen.

Denkt der Normalität gewöhnte Konzertgänger, dass nach diesem Highlight und einer erneuten Rückkehr auf die richtige Bühne das Konzert nun ein Ende nimmt, packen die Jungs aus Brooklyn noch eine Schippe drauf. Fugs wird sich mit den Instrumenten ein Weg durch die verblüffte Crowd gebahnt und in deren Mitte fröhlich weiter musiziert. Hier nimmt das Konzert eine selten dargebotene Form von Straßenmusik an und pulsiert lebendiger und intensiver als je zuvor. Willkürlich stellt man sich die Frage, wie Billy McCarthy das mit seiner Stimme Abend für Abend ohne Mikrofon durchziehen kann. Zumal es bei dieser dargebotenen, voller Passion steckenden Kunst nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis die Clubs größer und der Rahmen unfamiliärer mutieren wird. Das sind jedoch Luxussorgen, die den heute angenehm kunstvoll becircten Konzertbesucher nicht tangieren. Er/Sie nimmt nur die ausgelassene Stimmung, das Gefühl von tiefer Freiheit und eine ausgesprochen große Portion Indie-Impression mit in die Nacht. Auf die Publikation der heute gefilmten Konzertelemente darf man gespannt sein. Now you are free.