Donnerstag, 7. September 2017
Vom Fanatismus der Finanztiere
Von Religion geht keine Gefahr aus. Von Fanatismus jedoch sehr wohl. Fanatismus kann religiös motiviert sein, aber auch ideologisch, links, rechts, (neo-)liberal. Über rechten, linken und religiösen Fanatismus wurde schon viel geschrieben, über neoliberalen noch nicht so sehr. Der neoliberale Fanatismus weist Parallelen zur Anarchie auf. Es ist ein Raum der Gesetzlosen, wo wie in der Tierwelt das Recht des Stärkeren herrscht. Die großen Finanztiere fressen die kleinen und werden fetter und fetter. Die mittleren erhalten nur noch die Kadaver. Sie nagen sich an den Knochen die Zähne wund, um zu überleben, irgendwie.

Die großen Finanztiere denken, dass sie unendlich wachsen können, doch irgendwann platzen sie. Wenn zwei oder drei implodiert sind und ihre Eingeweide in der Savanne herumliegen, merkwürdig verstreut und durcheinander, schreien die anderen nach den Medizinmännern. Früher, in einer kurzen Zeit der Besonnenheit, haben die Medizinmänner einmal das Wachstum aller Finanztiere reguliert. Heute können oder wollen sie es nicht mehr. Die Gedanken der großen Finanztiere schwirren nun auch in ihren Schädeln, bei einigen wie lästige Fliegen. Bei anderen ganz natürlich, denn sie waren oder sind oder werden selbst große Finanztiere. Auch darum müssen die Medizinmänner eingreifen, wenn zwei oder drei der Großen geplatzt sind. Denn dann ist es eine Krise und es droht das große Platzen. Das große Platzen bedroht alle Finanztiere und alle Medizinmänner, ob Groß, ob Klein. Es zu verhindern ist also alternativlos.

In letzter Zeit war oft Krise. Es musste viel Medizin geschluckt werden, um das große Platzen zu vermeiden. Zum Regulieren war es schon – oder noch oder immer – zu spät. Gut, dass noch Medizin da war. Jetzt kann wieder gefressen werden, bis in alle Ewigkeit.

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Dienstag, 11. September 2012
Der Tyrann
Klopf, klopf. Wer da? Der Teufel bittet zum Tanz. Herein, herein. Immer herein in die gute Stube. Die Hölle ist ein steter Platz auf Erden. Alle Führer heißen sie willkommen. Garantiert sie mehr Macht? Ohja, ohja! Ja! Das tut sie, nur immerzu hinein mit der Suppe. MachtMachtMacht. Mehrmehrmehr. Mehr davon, bis wir platzen. Platzen vor lauter Gier. Gier, die uns antreibt. Gier, die uns befriedigt. Gier, die uns sabbern, geifernd kebbeln lässt. Gier, die unser Konkurrenzdenken bestimmt. Hinfort mit den Gedankenwellen der Harmonie! Hinfort! Kampf, Kampf! Kampf! Tod und Hass und Gewalt! Herbei! Herbei! Hass! Hass! Hass! HassHassHassHassHassHass! Macht durch Hass, Macht durch Gewalt! Menschen versklaven, Untertanen erschaffen, alle beherrschen, beherrschen, alle! Nieder mit ihnen in den Staub. In den Staub! Nichts zählt sonst, nichts zählt mehr! Nichts. Zählt. Mehr.
Mehr?

[Puh. Das musste raus. 'Tschuldigung.] Komisch, keiner ist mehr da. Keiner. Wo sind denn alle.. Freunde? Hallo? Ich bin so allein, so allein. Niemand ist mehr da. Niemand. Wo sind sie nur? Wo? Wo? Ach ja. Im Staub.
Hoppla. So war das nicht gemeint, Leute. Ehrlich nicht. Was? Wartet, ich nehme euch mal die Knebel ab. Die Fesseln auch – hey, wartet! Nein, tut das nicht! Stopp! Ich musste es tun! Einer musste doch herrschen! Versteht doch, es ging nicht anders. Was soll das heißen, dafür ist es jetzt zu spät? Warum? Wieso? Vor ein Gericht? Ein Kriegsgericht? Aber wir haben doch gewonnen? Gemeinsam haben wir gesiegt – oder nicht? Zu welchem Preis? Na, zu dem, der eben bezahlt werden musste.
Viele Menschen mussten sterben? Nun, wenigstens nicht umsonst. Nun geht es doch allen besser, nicht? Wir sind größer, wir sind stärker. Vor unserer Nation zittert, erschauert die ganze Welt! Was können wir noch wollen, was sonst erstreben? Wir sind mächtig!
Und auch die Fesseln habe ich euch genommen. Natürlich war das großzügig! Oder willst du sie wieder spüren, Bursche! Hast du ihre Last etwa schon vergessen? Dir bekommt wohl die frische Luft der Freiheit nicht! Unverbesserlich? Was soll das heißen? Wachen! Genug mit dieser Gesellschaftsspielerei. Entfernt den Pöbel. Genug ist genug. Ist genug.
Ich muss herrschen.

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