Sonntag, 13. März 2011
The Gaslight Anthem live – We came to dance
Lüdinghausen, Area4 Festival 2010, strömender Regen nach 3 Tagen Sonnenschein. The Gaslight Anthem, die selbsternannte „Bruce Springsteen Version einer Cure-Coverband mit einer etwas aggressiveren Note“ entert die Bühne. Große Erwartungen herrschen beim Publikum, schließlich durften Brian Fallon & Co bereits im Jahre 2008 bei ihrem allerersten Festivalauftritt in Europa das Area4 vor familiärer Kulisse eröffnen.

http://www.youtube.com/watch?v=opZ9cqjqs_k

Diese hatte sich analog zum Erfolg der Band dem Wetter zum Trotz um einiges vervielfacht. Nach den ersten Klängen von „Great Expectations“ war dann auch schnell klar, dass die Band diesen vollauf gerecht werden würde. Die Jungs aus New Jersey zaubern ein Konglomerat aus tiefen Gefühlen, Rock’n’Roll und Party-Attitüde auf die Bretter und garnieren das Ganze mit einer Spielfreude, dass jedem Liebhaber alternativer Musik einfach nur warm um’s Herz werden kann. Erste Sell-out und Mainstream-Anbandelungsversuche werden trotz des zugegebenermaßen softeren Chartstürmers „American Slang“ gekonnt umschifft. Zu sehr fügen sich die Titel ihres dritten Albums in die ausgeglichene Setlist zu einem Gesamtkunstwerk zusammen, das die nasse Meute zu neuen wie alten Songs ausgiebig tanzen, pogen, hüpfen, klatschen und bei ruhigeren Momenten andächtig lauschen lässt.
Die noch immer junge Band weiß das zu schätzen, bedankt sich artig in Person vom charismatischen Fronter Fallon und genießt nicht nur die entgegengebrachte Wertschätzung, sondern auch das eigene Tun sichtlich aus vollen Zügen. Jede Textzeile, jeder Riff scheint trotz der federhaften Leichtigkeit von tiefem Herzen zu kommen. Man vergisst, dass diese Band mittlerweile mit besagtem Herrn Springsteen vor bereits viel größeren Massen gespielt hat und sich dort wohl auch in Zukunft etablieren wird. Wehmut mag da bei der ein oder anderen Underground-Seele mitschwingen, aber solange solche Performances wie diese dabei herauskommen, wird auch der eingefleischteste Hardcore-Fan nur schlechten Gewissens den Sell-Out-Finger heben.

Setlist:
1. Great Expectations
2. Wooderson
3. The Diamond Church Street Choir
4. Old White Lincoln
5. Even Cowgirls Get The Blues
6. Old Haunts
7. The '59 Sound
8. We Came To Dance
9. American Slang
10. The Spirit Of Jazz
11. Miles Davis & The Cool
12. Bring It On
13. Film Noir
14. The Queen Of Lower Chelsea
15. Stay Lucky
16. The Backseat

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Dienstag, 17. August 2010
Zeit.


Was ist das wichtigste an der heutigen Zeit?
Richtig, die Zeit.
Zeit zu leben, Zeit zu lieben, Zeit zu sterben, Zeit zu zeugen
Zeit zu arbeiten, lernen, studieren, den Müll raus zu bringen, Wäsche zu waschen
Zeit, Zeit, Zeit.
Alles kostet Zeit.
Niemand hat mehr Zeit.
Liegt wohl an der heutigen Zeit. Die zivilisierte Zeit.
Verdammt schnell, diese heutige, zivilisierte Zeit.
So verdammt schnell, dass alle so furchtbar schnell sein müssen.
Du! Du! Du! Du musst schnell sein!
Und produktiv. Wer nicht produktiv ist, kann noch so schnell sein … er verliert.
Das ist doch das wichtigste am großen Ganzen. Produktivität.
Es muss etwas geleistet werden. Schaffen, schaffen, Häusle bauen.
Egal wie, egal was, egal wo und vor allem: Egal warum.
Ja, warum eigentlich? Könnte man sich fragen, aber man kommt ja nicht dazu, weil man schnell sein muss, weil man ja keine Zeit hat.
Keine Zeit zum Nachdenken, keine Zeit zum reflektieren, sondern immer nur produzieren, produzieren, produzieren.
Egal was, egal wie, egal, warum und wieso.
Zeit, Zeit, Zeit.
Zivilisierte Zeit? Scheißzeit. Steinzeit!

Fick dich, Zeit, sage ich da nur.
Und boykottier’ diese Zeit
Ich reflektier’ lieber und kreir’
bevor wieder alter Adel regiert
Richtig gehört, ich boykottier’ diese Zeit
Denn ich weiß, warum und wieso
Ich will Zeit.

Zeit für mich, für mich ganz allein. Zum Nachdenken, zum Reflektieren, zum Kreiren, Warum?
Na, weil ich ein egoistisches Arschloch bin, deshalb! Ist doch klar, oder?
Du willst auch Zeit? Nimm dir doch selber welche!
Oder geh den Müll raus bringen, falls du es nicht kannst.
Zeit, Zeit, Zeit.
Herdentrieb, produzierte Zeit, produzierte Welt.
Scheißzeit, Scheißwelt?
Mir egal.

Denn ich bin frei.
Und jetzt kommt meine Zeit.

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Montag, 16. August 2010
Plan B.


Denn es ist die Wagemut eines besonderen Augenblicks, der uns am Leben erhält. Es ist die Freiheit, die in sich zusammen fallende Unfreiheit der Dinge, die Anti-Materie der Seele, die uns unter den Fingernägeln brennt wie siedendes Fett, das auf belagernde Soldaten einer vergangenen Zeit vergossen wird. A-to.the-men.

Lauf, Hase, lauf.

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Endzeit, Part I
„Das Leben …“ beginnt Eddie und betrachtete dabei den Schatten, den die aufgehende Sonne auf eine Ansammlung von Schrott, den man in besseren Tagen vermutlich einmal als Auto klassifiziert hätte, warf. „Das Leben ist schon ein Witz. Ich meine den ganzen Scheiß - von Anfang bis Ende - einfach nur ein verdammter Witz. Die ganze Evolutionsgeschichte, das Rumgewusel im Wasser, das mühselige ans Land schleppen, das Kreuchen und Fleuchen, Schlüpfen und Zeugen, Fressen und gefressen werden, die Bäume hochklettern, die Bäume wieder runterklettern, auf vier Beinen laufen, auf zwei Beinen laufen, Dinge basteln, Mammuts jagen und vor allem diese Sache mit den Säbelzahntigern … das alles, das alles war schon ein großer Mist, einfach nur riesengroßer …“ Er stutzt, überlegt. Legt den Kopf etwas schief und schaut fragend den grau-gelben Himmel an, nach dem richtigen Begriff suchend. Nicht nur einen passenden, sondern den richtigen. „Genau. Unfug.“, stellt er zufrieden fest. „Unfug. Unfug. Unfug. Und alles, was danach kam, war noch viel größerer Unfug.“
Er seufzt. Bemerkt, wie seine Beine nervös gegen das Hochhaus baumeln, auf dessen oberster Kante er sitzt. Die Tiefe bemerkt er fast nicht. Eddie stützt sich auf seine Hände, streckt seine Arme und drückt sich nach oben.
„Freiheit.“ Eddie reckt den Kopf nach oben, der Sonne, dem Himmel entgegen. Er schließt die Augen. „Freiheit. So viel mehr als nur ein Wort. Was ist daraus nur geworden? Was ist aus uns geworden? Was haben wir nur getan? Was habe ich getan?“ Eddie weiß genau, dass es nicht seine Schuld ist. Zumindest nicht im Wesentlichen. Er hat seinen Part geleistet, wie jeder andere Mensch der zivilisierten Welt (Wie bitter dieser Begriff nun auf der Zunge schmeckt!) auch. Doch das genügt. Es genügte, um es geschehen zu lassen und es genügt für Eddies Schuldgefühle. Zu Recht? Hätte es irgendeine Möglichkeit gegeben, nicht daran beteiligt gewesen zu sein? Klar, er hätte der Zivilisation „Leck mich!“ zurufen und sich irgendeinem verschollenem Indianer-Stamm anschließen können. Bei dem Gedanken, wie er seinem Chef in der Marketingabteilung, dem Oberbürokraten himself, Herrn Schmitt, den nackten Arsch entgegen gereckt und dabei „Don’t worry, be happy“ gesummt hätte, muss er unwillkürlich grinsen. Trotzdem hätte diesen Weg wohl nur ein geistig verwirrter oder ein sehr, sehr mutiger, überzeugter Mensch eingeschlagen. Ein Krieger mit Herz. Eddie war keines von beiden. Eddie war einfach nur ganz normal. Mittlerweile - früher wäre ihm dieser Gedanke zweifellos absurd vorgekommen - ärgerte ihn das. Maßlos.

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Samstag, 7. August 2010
Gebenedeit sei die Frucht meiner Gedanken
Gedanken sind leicht
Gedanken sind schwer
Gedanken sind einfach
Einfach kompliziert
Gedanken sind wertvoll
Viel zu wertvoll

Gedanken sind leicht
viel zu leicht
leicht verloren
können sie gehen

Damit muss Schluss sein!

Gedanken dürfen nicht verloren gehen
Denn sie sind frei.

Freie Menschen machen sie aus uns
Selbst jenen, die in Unfreiheit leben
Geben sie leben
Und Nahrung

Das Essen der Freiheit; die Frucht
Ich esse sie gerne
Nehme sie in mir auf, verbrauche sie, atme sie, liebe sie, lebe sie.
Male sie aus, tanze sie.

Und jetzt schreibe ich sie auf.
Gebenedeit sei die Frucht meiner Gedanken.

Ich gelobe:
Nie wieder werde ich sie vergessen, meine Gedanken.
Nie mehr missen, vertauschen mit Wissen
vergeuden, verschleudern, verwerfen

Fallen gelassen
habe ich sie viel zu oft
ich hoffe, sie sind nicht erschöpft
ich bin es ganz sicher nicht

Nimmersatt machen sie mich
laben kann ich mich
nun schon seit Tagen
von dieser einen Idee, dieser Funke, ja dieser Gedanke
ein wenig der kranke - umso besser
je kranker je schöner
umso besser ranken sich meine Gedanken
um diese fixe Idee, dieser Funke – der Halunke
er ist entfacht
und nun ist es vollbracht!

Die Gluht glüht, das Feuer, es brennt
brennt tief in mir
das Feuer meiner Gedanken
es wird größer und größer
weiter und breiter
ein ganz gescheiter Gedanke
war es scheinbar
zu schreiben, was ich so denke – es sind Geschenke
Geschenke meiner Seele
Tief aus der Symbiose meines denkenden Herzens
meines fühlenden Hirns

Nur wohin soll das führen?
Wer bin ich?
Dass ich denke
dass meine Gedanken
etwas Besonderes wären?

Besonders wertvoll
wer weiß das schon
oder wer mag es von sich zu behaupten
Und überhaupt
Wo ist denn der Belang
dieser kranken, sich immerzu um sich selbst rankenden
Gedanken?

Was ist der Sinn, wie ist der Zweck?
Klar, sie sind nicht mehr weg.
Wackliger Blick – unser Glück
steht auf Papyrus-Beinen
und sie brennen.
Der Zweck? Ich lache ihn aus und spucke ihm ins Gesicht
Wer bist du, Rationalität?
Wer bist du?
Wer bist du, der immer einen Sinn hinter allem sehen muss?

Die wahre Macht der Menschheit liegt in ihrem Mut zum Unsinn.

Jeder Hofnarr steht über dem König
denn er kann jonglieren, zaubern, werfen
mit den Früchten der Freiheit – den Gedanken
Gebenedeit sei die Frucht meiner Gedanken

Nun sind sie frei, toben
Stürmen davon, durchs berstende Tor
Ab durch die Mitte
Jetzt kommt unsere Zeit
Seid ihr bereit?

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Selbstverstaendnis
Das Schreiben findet seinen Weg zurück in das Bewusstsein der sterblichen, materiellen Überreste. Welche immerhin mit größerer Lebensverweildauer als Gedanken – zumal in einem in Alkohol eingelegtem Hirn – gesegnet sind.
Warum? Weil es notwendig ist. Weil es längst an der Zeit war. Weil ich es brauche. Jetzt. Aber vor allem in der Zukunft.

Leben kann man nicht planen, dazugehörige Karrieren ebenso wenig. Das Leben regnet auf uns und es obliegt dem Einzelnen, es in kleinen Tropfen aufzusaugen oder abzustoßen. Nicht jeder kann ein Held sein. Dies ist auch gar nicht notwendig. Trotzdem, ein paar muss es geben, die Welt, die Menschheit braucht sie. Was wäre das für eine Welt ohne Helden?
Helden opfern sich. Für ein höheres Ziel. Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität oder ganz spezielle Güter. Sie ernten dafür Ruhm, Anerkennung, Bewunderung oder ganz spezielle Güter.
Ist es das wert? Niemand wird als Held geboren. Oder dazu gemacht. Der Heldenstatus resultiert aus Handlungen. Handlungen, die der gewöhnliche Mensch aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage zu vollführen ist. Es kommt irgendwann im Leben der Zeitpunkt, der Wendepunkt, an dem der Held sich entscheidet, ein Held zu werden. Nicht, weil er diesen Status konkret anstrebt, sondern, weil er davon überzeugt ist, das Richtige zu tun – für die Welt, die er soeben rettet, aber auch für sich persönlich.

http://www.youtube.com/watch?v=0W25uK-TETU

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